Startseite InlandLandtag Braucht es ein Handyverbot an Liechtensteins Schulen?

Braucht es ein Handyverbot an Liechtensteins Schulen?

Schüler in Liechtenstein
Dornröschen

„Mehr Wohlbefinden für Kinder und Jugendliche durch digitale Frei-Zeit“ so hiess das Thema der aktuellen Stunde im Oktober-Landtag. Die «Freie Liste» gab dieses Thema als Diskussionsgrundlage.

Den Einstieg in dieses umstrittene und schon oft diskutierte Thema machte Manuela Haldner-Schierscher (Freie Liste). Sie sprach von digitalem Dauerstress. Die Jugendlichen spüren oftmals den Druck ständig erreichbar zu sein, aber auch viele Eltern wollen ihr Kind immer erreichen können.

Doch nicht nur der Druck online zu sein ist schlecht für die heutige Jugend, auch das ständige Vergleichen auf Social-Media-Plattformen macht den Jugendlichen zu schaffen. Darunter leidet nicht nur die physische Gesundheit der Kinder, auch ihr Selbstwertgefühl und ihre mentale Gesundheit sind gefährdet. Durch den digitalen Wandel lassen sich leichter Desinformationen weiterleiten. Solche Desinformationen rufen Stress und Angst in den Jugendlichen hervor. Das Internet zielt aber auch mit emotional belastenden Inhalten auf die Jugendlichen hin und machen ihnen somit zu schaffen. Natürlich gibt es auch einige Vorteile des digitalen Wandels.

«Wie können wir den jungen Menschen wieder mehr Raum geben für reale zwischenmenschliche Kontakte?»

Manuela Haldner-Schierscher

Wie restriktiv der Zugang zu den Plattformen geregelt werden soll und wo die Grenze zur digitalen Freiheit gezogen werden? Über diese Frage möchte Haldner-Schierscher in der aktuellen Stunde diskutieren. Auch der Frage, wer die Verantwortung übernehmen soll, möchte sie nachgehen.

Ein Leben ohne Handy ist für Jugendliche unmöglich, meint Markus Gstöhl (VU). Aber er sieht auch Chancen für die Nutzung im Unterricht. So das kreative Einsetzten im Unterricht, wodurch auch die Motivation und das Interesse der Schüler und Schülerinnen gesteigert werden kann. Aber es sind dennoch Einschränkungen bezüglich der Handynutzung zu tätigen. Gstöhl sprach sich gegen ein striktes Verbot aus, welches nicht zielführend wäre. Stattdessen könnte man zum Beispiel mithilfe von sogenannten Handychallenges, wie zum Beispiel 24 Stunden auf sein Handy verzichten, die Kinder und Jugendlichen dazu motivieren auch einmal einen Tag, ohne ihre Smartphones zu verbringen.

Schüler und Lehrer sollen gemeinsame Grundsätze und Verbote aufstellen und Sanktionen ausmachen. Diese Regelungen müssen dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit entsprechen und dürfen die Schüler und Schülerinnen nicht in ihren Eigentumsrechten oder ihrer freien Persönlichkeitsentwicklung einschränken.

Franziska Hoop (FBP) betonte, dass eine beschränkte Handyzeit die Konzentration und das Wohlbefinden der einzelnen Schüler und Schülerinnen fördere. Ihr ist es ein Anliegen, dass schon in jungen Jahren die Medienkompetenz der heutigen Jungend beigebracht wird. Sie sollen Inhalte kritisch hinterfragen, Desinformationen erkennen und mit emotionalen Inhalten umgehen können.

Thomas Rehak (DPL) schloss sich zwar Markus Gstöhls Meinung an, dass Handynutzung nur bis zu einem gewissen Bereich sinnvoll ist, doch er war der Ansicht, dass Handyfreie-Zonen ein guter Lösungsansatz wären. Es sei wichtig, die Digitalisierung nicht auszunutzen und ihre Grenzen zu erkennen. Er sieht keinen Mehrwert in der Handynutzung in Klassenzimmern und Pausenräumen.

Dieser Meinung schliesst sich auch die stellvertretende Abgeordnete Sandra Fausch (FL) an. Sie würde für eine einheitliche und ideale Lösung bezüglich der Handyverordnung auch die Elternvereinigungen einbeziehen, da auch diese Verantwortung gegenüber ihren Kindern und deren Bildschirmzeit haben. Dennoch meint sie, dass die Kinder bei zunehmenden Alter Eigenverantwortung aufbringen sollten. Sie spricht noch das «Aha» an, welches sich ebenfalls mit diesem Themenbereich befasst.

In meinen Augen haben Handys in der Primarschule nichts verloren“, findet Sebastian Gassner (FBP). Er fordert auch einen Handyführerschein, den Schüler absolvieren sollten, bevor sie ein Smartphone mit in die Schule nehmen dürfen. Einschränkungen in der Schule bergen für ihn aber auch die Gefahr, dass die Kinder dann Zuhause umso mehr vor dem Handy sitzen. Wichtiger als das Handyverbot im Unterricht ist für ihn auch die handyfreie Zeit in den Pausen, damit die Kinder die Zeit bekommen, miteinander zu reden.

Bildungsministerin will keine landesweite Regelung

Schulen spiegeln die Herausforderungen der Gesellschaft wider, meint Bildungsministerin Dominique Hasler. Deshalb müssen sie auch den Umgang mit Handys verantwortungsvoll handhaben. Sie hebt hervor, dass der Unterricht abwechslungsreich und engagiert gestaltet wird, sodass das Bild, dass Schüler ständig am Handy seien, nicht der Realität entspricht. Hasler weist auf den Lehrplan hin, der die Förderung der Medienkompetenz vorschreibt und die Digitalisierung als Ergänzung zum traditionellen Unterricht versteht.

«Wir müssen mit der Sensibilisierung bereits im Kindergarten beginnen.»

Dominique Hasler

Probleme sieht sie bereits bei jüngeren Kindern. Bereits im Kindergarten müsse man vermitteln, dass Emojis keine wahren Gefühle sind. Deshalb sei es so wichtig, dass man so früh wie möglich mit der Medienkompetenz beginnt. Durch die Geräte, welche die Kinder in der Schule zur Verfügung gestellt bekommen, braucht es für die Bildungsministerin gar kein Handy.

Eine zentralistische Lösung der Handyregeln lehnt Hasler ab. Sie lobt die Schulautonomie und das Engagement der Schulleitungen und Lehrpersonen, die in Zusammenarbeit mit Schülern und Eltern gute Regelungen für den Handygebrauch gefunden haben.

Dornröschen

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