Inmitten des tiefgreifenden Umbruchs der Weltordnung und der internationalen Wirtschaftspolitik präsentierte die «Stiftung Zukunft.li» heute ihre Publikation «Weltwirtschaft – Wie weiter mit der Globalisierung? Folgen für Liechtenstein?». Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen seit 2008 stehen exportorientierte Kleinstaaten wie Liechtenstein vor grossen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf ihre Abhängigkeiten, auch von China.
Stiftungsratspräsident Peter Eisenhut betonte, dass die einstige Ära der Hyperglobalisierung abgelöst sei. Die Frage nach der Verringerung der Abhängigkeit, insbesondere von China, stehe nun im Vordergrund. Diese Tendenz zeige sich auch in China, das ebenfalls auf mehr Unabhängigkeit aus sei.
Die einstige unipolare Welt mit den USA als Führungsmacht ist vorbei, so Eisenhut weiter. Es zeichnet sich ab, dass China eine andere Weltwährung etablieren und den Dollar übertrumpfen möchte, womit eine mögliche bipolare Weltordnung in Aussicht steht. Grosse Herausforderungen für die Weltwirtschaft stehen bevor, und Liechtenstein ist als Teil dieser globalen Realität direkt betroffen. In den USA hingegen, sei das einzige, bei dem sich Republikaner und Demokraten einig seien, dass «China der Feind ist«.
Subventionswettlauf können wir nicht gewinnen
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist der Subventionswettbewerb, der auch für Liechtenstein und die Schweiz von Relevanz ist. Dies betrifft insbesondere die Metall- und Elektroindustrie sowie die steigenden Strompreise. Unternehmen sehen sich mit Bedrohungen wie Strafzöllen, Technologieverboten, lokaler Regulierung und Einschränkungen bei Auslandsinvestitionen konfrontiert.
Die Reaktion der Unternehmen umfasst Überlegungen zu Onshoring und Nearshoring, also die Rückverlagerung von Produktionsstandorten ins Heimatland oder in benachbarte Länder. Jedoch ist dies für Liechtenstein aufgrund seiner spezifischen Situation nicht einfach umsetzbar, betonte Eisenhut.
Weiterhin wurden Risiken durch steigende Staatsschulden und Zinsen thematisiert. Die USA beispielsweise geben einen erheblichen Anteil ihrer Wirtschaftsleistung für Zinszahlungen aus. China ist für Liechtenstein mittlerweile der viertwichtigste Handelspartner, was verdeutlicht, dass internationale Entwicklungen unmittelbare Auswirkungen auf das Fürstentum haben.
Das empfiehlt die Stiftung Zukunft.li der Politik
Für Liechtenstein sehen die Experten der Stiftung Zukunft.li die Notwendigkeit einer starken Allianz mit anderen WTO-Mitgliedern, um ein Regelwerk zu schaffen, das international Gültigkeit besitzt. Dies unterstreicht die Bedeutung von globaler Zusammenarbeit und Koordination, um den Herausforderungen der aktuellen Weltwirtschaftsordnung effektiv zu begegnen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt der privilegierten Partnerschaft mit der Europäischen Union (EU). Es ist von Bedeutung zu wissen, wie die liechtensteinische Regierung diese Partnerschaft stärken möchte und welche konkreten Massnahmen geplant sind. Eine enge Pflege der bilateralen Beziehungen und themenspezifischer Abkommen stehen ebenfalls im Fokus.
Die Ausarbeitung einer klaren China-Strategie ist von entscheidender Bedeutung. Hierbei muss Liechtenstein überlegen, ob China ein Partner oder ein Gegner ist und wie man sich zu diesem wichtigen Akteur in der Weltwirtschaft positioniert.
Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die Welthandelsorganisation (WTO) in einer Art Koma liegt, da die USA ihre Unterstützung zurückgezogen haben. Die bisherige regelbasierte Weltwirtschaft existiert in dieser Form nicht mehr. Die liberale Weltordnung gehört der Vergangenheit an, und die internationale Gemeinschaft steht vor Herausforderungen, da die klassischen Steuerungsinstanzen zunehmend handlungsunfähig sind, das gelte sowohl die UNO als auch die WTO.