Startseite GesellschaftUmwelt Klimaneutrales Fliegen bis 2050 ist möglich – aber nicht einfach

Klimaneutrales Fliegen bis 2050 ist möglich – aber nicht einfach

Flughafen
Dornröschen

Forscher des Paul Scherrer Instituts (PSI) und der ETH Zürich haben berechnet, wie der Flugverkehr bis 2050 klimaneutral werden könnte. Nach ihrer Studie, die heute im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde, ist eine Reduzierung des Flugverkehrs notwendig, zusätzlich zur Ersetzung von fossilem Kerosin durch nachhaltigen, künstlich hergestellten Treibstoff.

Die Schweiz, genau wie die EU, hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Der Flugsektor, der für 3,5 Prozent der globalen Klimaerwärmung verantwortlich ist, muss dazu seinen Beitrag leisten. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (IACO) und viele Fluggesellschaften haben angekündigt, bis 2050 die CO2-Emissionen auf null zu reduzieren oder Klimaneutralität anzustreben.

«Ein wichtiger Punkt ist, was genau mit null CO2 oder Klimaneutralität gemeint ist», sagt Romain Sacchi vom Labor für Energiesystemanalysen des PSI, einer der Hauptautoren der Studie. Wenn nur die CO2-Emissionen des Fliegens selbst gemeint sind, ist das laut Sacchi und seiner Co-Autorin Viola Becattini von der ETH Zürich zu kurz gegriffen.

Die Studie zeigt, dass neue Antriebe, klimaschonende Treibstoffe und das Herausfiltern von CO2 aus der Atmosphäre zur unterirdischen Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) allein nicht ausreichen, um das Ziel zu erreichen. «Wir müssen zusätzlich den Flugverkehr reduzieren», sagt Marco Mazzotti, Professor für Verfahrenstechnik an der ETH.

Die Forscher haben verschiedene Szenarien durchgespielt und festgestellt, dass der Klimaeffekt durch die Infrastruktur, also den Bau der Flugzeuge sowie Bau und Betrieb der Flughäfen, insgesamt bis 2050 und darüber hinaus vergleichsweise gering ausfällt. Die Klimaeffekte des Fliegens selbst und der Emissionen durch die Herstellung des Treibstoffs sind weitaus größer.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die sogenannten Nicht-CO2-Effekte, die neben den reinen CO2-Emissionen auftreten: Russpartikel und Stickoxide, die in der Luft zu Methan und Ozon reagieren, Wasserdampf und Kondensstreifen, die zur Bildung von Zirruswolken in der oberen Atmosphäre führen. «Diese Faktoren werden in vielen Analysen und ‹Net Zero›-Versprechen außer Acht gelassen», sagt Sacchi.

Die Studie zeigt, dass klimaschonender Treibstoff allein nicht zum Ziel führt, aber hilft. Wenn es gelingt, auf klimaschonendere Treibstoffe umzustellen, die auf Strom aus erneuerbaren Energien basieren, reicht eine jährliche Reduzierung des Flugverkehrs um 0,4 Prozent aus.

Die Forscher betonen jedoch, dass es kein Wundermittel gibt, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. «Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Aber wenn wir die Infrastruktur zur unterirdischen Speicherung von CO2 und zur Produktion von klimaschonendem Treibstoff zügig und effizient weiterentwickeln und gleichzeitig unseren Flugbedarf einschränken, kann es gelingen», sagt Sacchi.

Dornröschen

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