Startseite Inland Wofür setzt sich der Verein Move-LI konkret ein?

Wofür setzt sich der Verein Move-LI konkret ein?

KHO MOVE-LI 15-05-2023
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In den letzten Tagen wurde in den Liechtensteiner Medien intensiv über den neuen Verein Move-LI berichtet. Von einem Autofahrerverein war teilweise zu lesen. Doch was möchte der Verein wirklich? Dazu haben wir mit lic. iur. Karlheinz Ospelt, dem Präsidenten des Vereins Move-LI gesprochen. Er erzählte uns über die Entstehung und die Ziele.

Im Rahmen des Interviews wird unter anderem auf die Notwendigkeit von separaten und attraktiven Radwegen, den Ausbau von Busbuchten und Busspuren sowie die Vorbereitungen auf die Verkehrssituation während der Bauarbeiten in Feldkirch eingegangen.

«Der Verein Move-LI hat sich zum Ziel gesetzt, neue Verkehrskonzepte zu entwickeln, bei denen die Mobilität für alle verbessert wird, ohne Verkehrsteilnehmer gegeneinander auszuspielen. Dabei soll eine zukunftsfähige Infrastruktur geschaffen werden, die den Verkehr effizient abwickeln kann.» sagt Karlheinz Ospelt.

Landesspiegel: Haben Sie konkrete Vorschläge oder Forderungen an die Regierung, sprich konkrete Vorschläge wo etwas gemacht werden soll? Wie sieht das aus?

Karlheinz Ospelt: Es geht nicht nur um die Regierung, sondern auch um die Gemeinden und Planungsbehörden: Die Infrastruktur sollte zukunftsfähig sein, das heisst, den Verkehr möglichst effizient abwickeln können. Dabei sollen die Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern sich ergänzen. Wir alle sind i.d.R. Auto-, Rad- und Busfahrer sowie Fussgänger. Unsere Verkehrsmittelwahl sollte effizient und individuell sinnvoll wählbar sein. Ich gehe oft zu Fuss, wenn es aber dringend ist, nehme ich das Auto oder den Bus und wenn das Wetter schön ist auch das Velo. Dafür braucht es separate und attraktive Radwege, damit Kinder und Erwachsene möglichst wenig auf der Strasse Gefahren, Lärm und Gestank ausgesetzt sind. Es macht doch mehr Spass, wenn man nicht auf der Strasse Velo fahren muss, sondern auf attraktiven separaten Wegen, möglichst nahe der Landstrasse – oder?

Landesspiegel: Was wären aus Ihrer Sicht die wichtigsten Sofortmassnahmen?

Karlheinz Ospelt: Neben separaten Radwegen, wie wir sie in Vaduz z.B. entlang dem Kanal oder dem Giessen vor 20 Jahren gebaut haben, brauchen wir mehr und nicht weniger Busbuchten und wo nötig auch Busspuren. Als Verwaltungsratsvizepräsident der LIEMOBIL haben meine Kollegen und ich vorgeschlagen, dass jede zweite Bushaltestelle eine Busbucht sein sollte. Busse sollen zu Stauzeiten zwar Fahrbahnhaltestellen haben, aber wenn kein Stau ist, verkommen diese zu unnötigen Hindernissen – und das an 20 Stunden pro Tag und ganztags an Wochenenden, wenn die Strassen auch für Busse sowieso frei befahrbar sind. Es macht also keinen Sinn, viele Bushaltestellen von Buchten auf die Strasse zu verlegen, wenn sie nur an 4 Stunden pro Werktag überhaupt Sinn ergeben.

Wenn die Regierung plant, bei den wenigen noch bestehenden Busbuchten Ampeln zu bauen um zu Stauzeiten ein Vorbeifahren an einem in der Bucht wartenden Bus zu verbieten, dann wird die heutige Stausituation noch verschlimmert.

Landesspiegel: In Feldkirch wird in den nächsten Jahren einiges gebaut. Z.B. die Montfortbrücke wird erneuert. Die Bauarbeiten haben vermutlich erhebliche Auswirkungen auf die Verkehrssituation in Liechtenstein. Wie sehen Sie das und tut die Regierung genug, um darauf vorbereitet zu sein?

Karlheinz Ospelt: Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt. Wie der Hase vor dem Fuchs haben wir seit Jahren die Augen vor der Verkehrsentlastung durch den Tunnelbau in Feldkirch verschlossen. Die Realität holt uns nun ein. Eine Politik der Strassenverengung wird uns dabei nicht helfen. Auch wir brauchen Unterführungen statt Schranken bei Bahnübergängen, sowie es Buchs und Sevelen uns schon vor Jahrzehnten vorgemacht haben. Und auch Umfahrungsstrassen analog Buchs müssen endlich konsequent angegangen werden. Dafür muss zuerst der Grunderwerb erfolgen.

Stop-and-Go-Verkehr verursacht durch Schwellen, Strasseneinbuchtungen und andere «Bauten» auf den Strassen führen letztlich zu mehr Abgasen, Lärm und Zeitverlust. Unsere Strassen sind die Lebensadern für Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen im Land. Unser Fachkräftemangel und die dadurch immer mehr benötigten Grenzgänger werden sich gut überlegen welche Stelle sie wo annehmen werden. Wenn die Arbeitswege immer länger werden, so verursacht dies wie beim Stau neben den Abgasen auch enorme wirtschaftliche Verluste. In St. Gallen wurde berechnet, dass eine Minute Stau einen Verlust von rund 20’000.- Franken verursacht.

Daher macht es auch keinen Sinn, nach Tempolimits ausserhalb der Wohngebiete zu rufen, wie dies aktuell wieder im Zusammenhang mit Wildwechseln auf der Bendererstrasse diskutiert wurde. Wildwechsel erfolgen erstens nicht das ganze Jahre gleich und vor allem nachts. Dafür gibt es gute technische Möglichkeiten: in der Schweiz werden Bewegungsmelder installiert, welche bei Wildwechsel die nötigen Massnahmen einleiten. Ein Tempolimit ist daher keine sinnvolle Massnahme, sondern eine unverhältnismässige.

Landesspiegel: Allgemein zum LKW Verkehr. Der nimmt auch auch in Liechtenstein stetig zu? Gibt es hier Ideen, Wünsche oder Forderung, was man tun könnte?

Karlheinz Ospelt: Es hilft nicht, Kreisel so eng zu bauen, dass LKWs und Busse sich die Reifen an den Randsteinen aufschlitzen, wenn sie nicht Millimetergenau durchfahren. In vielen Fälle mussten die Randsteine nachträglich abgeschliffen werden, um die Situation zu entschärfen! Innenbereiche der Kreisel müssen so angepasst sein, dass auch LKWs und Busse problemlos passieren können. Auch für LKWs und Busse führen Schikanen zu unnötigen Gefahren, denen auch die anderen Verkehrsteilnehmer ausgesetzt werden. Wenn es Schwertransporte durch unser Land gibt, müssen vorerst bei vielen Kreiseln Stahlpoller entfernt werden, damit diese überhaupt passierbar sind. Dafür müssen Polizei und Werkbetriebe aufgeboten werden – ist das wirklich sinnvoll?

Landesspiegel:  Was sind die Zukunftsvisionen?

Karlheinz Ospelt: Wenn wir von selbstfahrenden Autos ausgehen, dann sind unsere heutigen Strassen mit abrupten Kurven, Inseln, engen Kreiseln, Stahlpollern und Schwellen völlig ungeeignet. Autonomes Fahren verlangt nach übersichtlichen Strassen, damit andere Verkehrsteilnehmer gut erkennbar sind. Unsere heutigen Strassen müssen spätestens dann wieder umgebaut werden – wir sollten auch das im Auge behalten, wenn wir Strassen neu konzipieren.

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