Liechtenstein passt sein Elektrizitätsmarktgesetz an EU-Vorgaben an. Künftig sollen Bürgerenergiegemeinschaften entstehen. Private können dann regional produzierten Strom gemeinsam nutzen und lokal handeln. Die Idee klingt verlockend: Energiekosten sinken durch Eigenverbrauch, Gewinne bleiben in der Region, Arbeitsplätze entstehen.
Die Solargenossenschaft schlägt Alarm. Die geplanten Energiegemeinschaften werden scheitern, wenn sie nicht attraktiv gestaltet werden. Der Grund: Liechtenstein verweigert reduzierte Netzgebühren – anders als die Nachbarländer.
Österreich gewährt seinen Energiegemeinschaften Netzentgelt-Reduktionen von 28 bis 64 Prozent. Verschiedene Abgaben entfallen komplett.
Die Schweiz geht noch weiter. Lokale Energiegemeinschaften erhalten 40 Prozent Rabatt auf die Netzkosten innerhalb derselben Netzebene. Selbst beim Transport über mehrere Ebenen bleiben noch 20 Prozent Nachlass. Ab 2026 plant die Schweiz virtuelle Zusammenschlüsse für den Eigenverbrauch. Diese zahlen gar keine Netzgebühren mehr. Liechtenstein stellt dagegen die kompletten Netznutzungskosten in Rechnung.
Die Regierung rechtfertigt ihre Haltung im Bericht an den Landtag. Das Stromverteilernetz müsse auch an Tagen ohne Photovoltaik-Strom funktionieren. Das Solidaritätsprinzip verlange daher vollständige Kostenbeteiligung. Falls die Liechtensteinischen Kraftwerke tiefere Netzpreise begründen können, dürfe die zuständige Kommission diese genehmigen.
Andi Götz, Geschäftsführer der Solargenossenschaft, sieht das anders. Gegenüber 1FLTV, dem einzigen Fernsehsender in Liechtenstein, betonte er, dass Energiegemeinschaften in der Schweiz und Österreich viel günstiger seien. In der Schweiz werde das Teilen von Strom ab 2026 sogar kostenlos – zumindest innerhalb derselben Trafostation.
Die Solargenossenschaft befürchtet, dass Energiegemeinschaften zu leerem Buchstaben im Gesetz werden. Ohne finanzielle Vorteile gründen Menschen keine Gemeinschaften. Dann bleibt nur Abrechnungsaufwand und Bürokratie übrig. Die Gesetzesänderung erfüllt zwar EU-Vorgaben, bringt aber keinen praktischen Nutzen.
Reduzierte Netzgebühren seien notwendig, damit Energiegemeinschaften funktionieren. Falls später Anpassungen am Tarifsystem nötig werden, können die Kraftwerke immer noch Änderungen beantragen. Ohne attraktive Bedingungen werden Liechtensteins Energiegemeinschaften scheitern, bevor sie richtig begonnen haben.
 
			        