Startseite InlandLandtag Landtag lehnt Gratis-ÖV ab: Debatte über Kosten, Wirkung und Alternativen

Landtag lehnt Gratis-ÖV ab: Debatte über Kosten, Wirkung und Alternativen

Die Motion der Fortschrittlichen Bürgerpartei zur Einführung eines dreijährigen kostenlosen öffentlichen Verkehrs ist im Landtag gescheitert. Nur 9 der 25 anwesenden Abgeordneten stimmten für den Vorschlag – deutlich zu wenig für eine Mehrheit. Die kontroverse Debatte über das «Leuchtturmprojekt» machte deutlich, wie unterschiedlich die Vorstellungen zur zukünftigen Verkehrspolitik in Liechtenstein sind.

Die Befürworter: Entlastung und pragmatische Lösung

Die Motion sah vor, den öffentlichen Verkehr für alle Einwohnerinnen, Einwohner und Pendler kostenlos anzubieten. Für die Initianten wäre der Gratis-ÖV nicht nur ein Signal in Richtung Klimaschutz, sondern auch ein pragmatischer Schritt zur Vereinfachung des Betriebs. Daniel Salzgeber verwies auf Verzögerungen im Alltag: Der Ticketverkauf im Bus koste Zeit, verhindere Pünktlichkeit und könne sogar Sicherheitsrisiken bergen.

Sebastian Gassner (FBP) stellte die zusätzlichen Kosten von rund 5 Millionen Franken pro Jahr in Relation zu den möglichen Einsparungen und Vorteilen. Bereits ein Rückgang um 450 Autos pro Tag – laut einer Analyse von 42hacks rund 2 % des Verkehrsaufkommens – könne das Stauproblem deutlich entschärfen. Die Einführung des Gratis-ÖV könne als «Katalysator» für weitere Mobilitätsmassnahmen wirken.

Die Kritiker: Hohe Kosten und fraglicher Nutzen

Die Gegner der Motion bezweifelten hingegen, dass der Preis das eigentliche Hindernis sei. Entscheidend für die Nutzung des ÖV seien Qualität, Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit, argumentierten Abgeordnete wie Dietmar Hasler (VU) und Simon Schächle (Dpl).

Schächle verwies auf Studien, wonach über 80 % der Autofahrer aus Gründen der Bequemlichkeit und Flexibilität beim Auto bleiben – nicht wegen der Ticketkosten. Zudem sei der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Modal Split in den letzten 30 Jahren von 22 % auf 11 % gesunken, obwohl das Angebot ausgebaut worden sei.

Hasler warnte vor Einnahmeausfällen von 4 bis 5 Millionen Franken jährlich, ohne dass ein spürbarer Mehrwert entstehe. Die Gelder wären seiner Ansicht nach besser in den Ausbau und die Optimierung des bestehenden Systems investiert. Auch Marion Kindle-Kühnis (Dpl) äusserte finanzielle Bedenken: Während die Gemeinden durch den Gratis-ÖV entlastet würden, müsste der Staat die Mehrkosten vollständig tragen.

Nicht wirksam ist die Motion aus Sicht von Sandra Fausch (FL). SIe bezeichnete den Gratis-ÖV als ein „Null-Bock-Angebot“. Sie argumentierte, dass der Preis allein nicht der entscheidende Faktor für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs sei. Viel wichtiger seien Qualität, Pünktlichkeit, Taktverdichtung, verlässliche Anschlüsse und der Zeitvorteil im Vergleich zum Auto. Fausch bezeichnete das Argument, den Parkplatzdruck im Alpengebiet durch den Gratis-ÖV reduzieren zu können, als „Wunschdenken“

Das Ergebnis

Nach einer intensiven und emotional geführten Diskussion lehnte der Landtag die Motion schliesslich ab. Damit wird sie nicht an die Regierung überwiesen. Die Mehrheit der Abgeordneten sah in einem kostenlosen ÖV mehr Risiken als Chancen – und setzt stattdessen auf gezielte Investitionen in Infrastruktur, Qualität und Zuverlässigkeit, um die Verkehrswende in Liechtenstein voranzubringen.

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