Startseite AuslandSchweiz Mission gescheitert: USA lassen Schweiz abblitzen

Mission gescheitert: USA lassen Schweiz abblitzen

Die letzten diplomatischen Bemühungen sind gescheitert. Karin Keller-Sutter und Guy Parmelin reisten in letzter Minute nach Washington, um Strafzölle auf Schweizer Produkte abzuwenden – ohne Erfolg. Seit Donnerstagmorgen gelten Einfuhrzölle von bis zu 39 Prozent auf eine breite Palette von Exportgütern. Die Schweizer Wirtschaft trifft das hart. Besonders gefährdet sind die Uhren-, Tech- und Lebensmittelbranche. Zehntausende Stellen stehen auf dem Spiel.

Die Zölle traten um 6.01 Uhr Mitteleuropäischer Zeit in Kraft. Für Waren, die vorher verschifft wurden, gilt eine Übergangsfrist bis zum 5. Oktober. Die Chemie- und Pharmabranche hat noch bis Ende September Zeit, Preissenkungen vorzuschlagen. Danach drohen auch dort schrittweise steigende Zölle – mit einem möglichen Höchstsatz von 250 Prozent für Pharmaprodukte.

Am stärksten betroffen ist die Uhrenindustrie. Sie exportierte 2024 Zeitmesser im Wert von rund 7,6 Milliarden Dollar in die USA – ein Fünftel des gesamten Exportvolumens. Während die Uhren- und Schmuckbranche in den letzten Tagen noch versuchte, möglichst viele Lieferungen vor Inkrafttreten der Zölle in die USA zu schicken, blieb der Techindustrie dieser Spielraum weitgehend verwehrt. Viele Produkte sind hochspezialisiert und werden nur auf Bestellung gefertigt.

Auch der Lebensmittelsektor spürt die Folgen. Die USA sind der zweitgrösste Markt für Schweizer Käse, besonders Gruyère. Hersteller wie Emmi mussten bereits früher die Preise erhöhen. Jetzt drohen neue Anpassungen. Auch Schokolade, Biskuits und andere Produkte mit Schweizer Zutaten sind betroffen. Die Pharmaindustrie warnt vor schwerwiegenden Folgen. Neben steigenden Kosten und Lieferengpässen sieht sie auch Gefahren für die Versorgungssicherheit. Immerhin entfallen mehr als die Hälfte aller Schweizer US-Exporte auf Chemie- und Pharmaprodukte.

Die US-Zölle treffen die Schweiz zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Und die Rückkehr der Bundesräte Keller-Sutter und Parmelin aus Washington bringt keine guten Nachrichten mit sich. Die Schweizer Exportwirtschaft muss sich nun auf eine lange Durststrecke einstellen.

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