Bei der gestrigen Sitzung des UN-Ausschusses für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (CEDAW) in Genf präsentierte die stellvertretende Amtsleiterin Christine Lingg den sechsten periodischen Bericht Liechtensteins. In ihrer Präsentation hob sie bedeutende Fortschritte bei der Gleichstellung von Frauen hervor, räumte aber auch ein, dass weiterhin Handlungsbedarf besteht.
Als historischen Meilenstein bezeichnete Lingg die Tatsache, dass Liechtenstein voraussichtlich erstmals in seiner Geschichte eine Ministerpräsidentin haben wird. Dies sei besonders bedeutsam im Kontext des 40-jährigen Jubiläums des Frauenstimmrechts, das 2024 begangen wurde. Der Frauenanteil im neu gewählten Parlament ist auf 32 Prozent gestiegen.
Ein weiterer Durchbruch wurde im Sommer 2024 erzielt: Das Ministerium für Gesellschaft und Kultur initiierte einen partizipativen Prozess zur Entwicklung der ersten nationalen Gleichstellungsstrategie Liechtensteins. Die Strategie, die unter Beteiligung von Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erarbeitet wurde, soll Ende dieses Jahres der Regierung zur Verabschiedung vorgelegt werden.
Konkrete Verbesserungen wurden auch im institutionellen Bereich erreicht. Die Fachstelle für Chancengleichheit wurde zum 1. Januar 2025 zu einer vollwertigen Abteilung aufgewertet und erhielt zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen.
Im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kündigte Lingg die Einführung eines bezahlten Elternurlaubs von zwei Monaten pro Elternteil ab Januar 2026 an. Damit setzt Liechtenstein eine EU-Richtlinie um und ermöglicht Eltern insgesamt etwa 8,5 Monate bezahlte Betreuungszeit.
Besondere Aufmerksamkeit widmete die Präsentation auch dem Kampf gegen Gewalt an Frauen. Nach der Ratifizierung der Istanbul-Konvention im Oktober 2021 wurden konkrete Massnahmen ergriffen, darunter die Einführung einer forensischen Pflegeberatung am Landesspital und Pläne für eine verpflichtende Gewaltpräventionsberatung.
Trotz der erzielten Fortschritte betonte Lingg, dass weiterhin Herausforderungen bestehen. Insbesondere die angemessene Vertretung von Frauen in Führungspositionen und die Überwindung von Geschlechterstereotypen erfordern weitere Anstrengungen. Die liechtensteinische Regierung sei sich ihrer Verantwortung bewusst und werde die Förderung der Frauenrechte auch künftig als Priorität behandeln.