Am ersten Tag der Juni Session diskutierte der Landtag unter anderem das Postulat zur Bildungsreform. Ausgangslage war die Studie der Stiftung Zukunft.li. Diese empfiehlt unter anderem die Stärkung der Schulautonomie, die Wiederaufnahme der Teilnahme an den PISA-Studien und die Lockerung der strikten Dreigliedrigkeit auf Sekundarstufe.
Nadine Vogelsang (FBP) betonte die Notwendigkeit, Meinungen von Schulleitungen, Lehrern und Schülern einzuholen, um ein umfassendes Bild über die Akzeptanz der vorgeschlagenen Reformen zu erhalten. Sie hob hervor, dass es wichtig sei, die Betroffenen direkt einzubeziehen, bevor Entscheidungen getroffen werden.
Für Dagmar Bühler-Nigsch (VU) kommt die Diskussion zur rechten Zeit kommt, aber nicht das Postulat. Sie argumentierte, dass es bereits umfangreiche Entwicklungen und Evaluierungen im Bildungsbereich gebe, die noch ausstehen würden.
Der Abgeordnete Georg Kaufmann (FL) äusserte sich kritisch zu den Reformvorschlägen. Er erinnerte daran, dass ähnliche Reformen im Jahr 2008 knapp abgelehnt wurden. Kaufmann betonte, dass eine erneute Umfrage überflüssig sei und dass bestehende gesetzliche Grundlagen bereits eine ausreichende Flexibilisierung ermöglichen. Ein Fokus auf individuelle Schulprojekte sei zielführender als weitere Umfragen.
Ebenfalls ablehnend äusserte sich Manuela Haldner-Schierscher (FL). Für sie würde Bildung zu stark an marktwirtschaftlichen Kriterien gemessen messen. Sie kritisierte insbesondere die Empfehlung zur Teilnahme an den PISA-Studien. Laut Haldner-Schirscher erfasst die PISA-Studie nicht alle relevanten Bildungsbereiche und fördert eine einseitige Ausrichtung auf messbare Leistungen, statt auf die ganzheitliche Entwicklung der Schüler.
Thomas Rehak (DpL) wies darauf hin, dass Liechtenstein keinen reinen Kapitalismus, sondern eine sozialpartnerschaftliche Staatsform hat, was er für sehr positiv hält. Rehak betonte, dass das Schulsystem in Liechtenstein grundsätzlich gut sei, jedoch Herausforderungen habe, denen begegnet werden müsse. Er kritisierte, dass die Politik das Schulsystem mit gesellschaftlichen Problemen überlade und forderte konkrete Verbesserungen. Er sprach sich für mehr Schulautonomie aus und sah die bestehende Durchlässigkeit im Schulsystem als positiv an.
Die Sitzung zeigte deutlich, dass die Meinungen zu den Bildungsreformen stark divergieren. Nach der umfangreichen Diskussion stimmten 10 Abgeordnete für die Überweisung und der Landtag sprach sich somit mehrheitlich gegen eine Überweisung des Postulats an die Regierung.