Nordirland hat nach einer zweijährigen politischen Krise endlich wieder eine Regierung. In einem historischen Durchbruch steht zum ersten Mal in der Geschichte der britischen Provinz eine katholische Politikerin, Michelle O’Neill von der Partei Sinn Fein, an der Spitze der Regierung.
O’Neill strebt eine Wiedervereinigung mit Irland an, was für den irischen Nationalismus als bedeutender Meilenstein betrachtet wird. Jedoch muss die Regierung mit der Democratic Unionist Party (DUP) regieren, der grössten protestantischen Partei, die für die politische Union mit Grossbritannien eintritt. Die DUP hatte ihre Beteiligung an der Regierung zunächst verweigert, da sie die Brexit-Sonderregeln für Nordirland ablehnte. Doch kürzlich hat die DUP ihre Zustimmung zu einem Dokument gegeben, das die staatliche Einheit betont.
Die neue Regierung steht vor grossen Herausforderungen, darunter einer Finanzkrise, bröckelnden öffentlichen Diensten und schwindendem Vertrauen in die Demokratie. Die Umsetzung der Brexit-Kontrollen hat zu Engpässen bei Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Produkten geführt, was die Lage zusätzlich erschwert.
Obwohl die Demografie für die Republikaner spricht, da erstmals mehr Katholiken als Protestanten in Nordirland leben, sind Hardcore-Unionisten nicht überzeugt von der Rückkehr der DUP in die Regierung. Sie kritisieren die «Inthronisierung» von O’Neill.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die neue Regierung mit diesen tiefgreifenden Problemen auseinandersetzen wird und ob sie in der Lage sein wird, die verschiedenen Interessen und Ansichten innerhalb Nordirlands zu vereinen.