Seit zwei Jahren experimentierte die deutsche Papierzeitung Tagesspiegel mit sogenannter gendergerechter Sprache. Nun ist Schluss damit. Dies berichtet die Bild-Zeitung, die sich auf interne Mails beruft. Papierzeitungen stehen vor Herausforderungen: rückläufige Werbeinnahmen und schwindende Abonnentenzahlen verursachen finanzielle Sorgen. Offenbar war das Gendern für viele Abonnenten ein Grund zur Kündigung, was die Zeitung nun zu einem Kurswechsel bewegt hat.
Gendern ist keine politische Frage
Was viele Befürworterinnen es Gender-Gaga nicht verstehen, es geht nicht darum, das «wahre und gute Deutsch» zu bewahren, noch darum, ein mittelalterliches Frauenbild zu propagieren. Vielmehr liegt der Fokus auf der Lesbarkeit der Texte. Sowohl Sternchen als auch Doppelpunkte machen vieles undeutlich. Selbst eine genderneutrale Sprache ist nicht immer unproblematisch. Betrachten wir das Beispiel «Lernende»: Eine 80-Jährige, die Spanisch lernt, ist zweifellos eine Lernende, aber sicherlich kein Lehrling. Im Gegensatz dazu Lehrling, der nichts lernt – natürlich ist das eine sehr, sehr kleine Minderheit aber es gibt solche – ist kein Lernender.
Die Ablehnung der Gendersprache hat nichts mit politischer Agenda zu tun. Selbst wenn man politisch argumentiert, zeigt jede Umfrage zu diesem Thema, dass grosse Mehrheiten die Gendergerechtigkeit ablehnen. Offensichtlich hat auch der Tagesspiegel dies nun erkannt und reagiert. Es geht um die Praktikabilität, um die Verständlichkeit der Sprache für die Leserschaft.
Die Entscheidung des Tagesspiegels, sich von der Gendergerechten Sprache zu verabschieden, reflektiert nicht nur die finanziellen Realitäten der Medienlandschaft, sondern auch den Wunsch nach klaren und verständlichen Texten. In einer Zeit, in der die Printmedien um ihre Existenz kämpfen, setzt der Tagesspiegel ein Zeichen für eine lesbarere Zukunft.