Startseite Inland Zehn Jahre SDG: Zwischen Aufbruchsstimmung und ernüchternder Realität

Zehn Jahre SDG: Zwischen Aufbruchsstimmung und ernüchternder Realität

Zehn Jahre nach Verabschiedung der UN-Nachhaltigkeitsziele hat die SDG Allianz Liechtenstein heute Abend an der Universität Liechtenstein eine ambivalente Bilanz gezogen. Während Regierungschefin-Stellvertreterin Sabine Monauni Fortschritte würdigte und zum Durchhalten aufrief, zeichneten andere ein ernüchterndes Bild.

Im Zentrum der wissenschaftlichen Kritik stand die Kluft zwischen Einstellung und Verhalten. Obwohl Umwelt- und Klimaschutz zu den grössten Sorgen der Bevölkerung zählten, lasse das tatsächliche Handeln zu wünschen übrig. Nach einer Dekade könne man relativ wenig konkrete Bilanz ziehen, so Christian Frommelt, Rektor der Universität Liechtenstein. Zwar gebe es positive Entwicklungen im zivilgesellschaftlichen Bereich, doch die Aussagekraft vieler Indikatoren sei fragwürdig. Man bewege sich «immer im gleichen Kreis» von Initiatoren und Unterstützern, die breite Masse werde nicht erreicht.

Grundsätzliche Zweifel äusserte die Wissenschaft auch an der Konzeption der 17 SDGs selbst. Sie seien zu komplex und würden in ihrer Vielschichtigkeit nie angemessen kommuniziert. Das klassische dreidimensionale Konzept der Nachhaltigkeit sei analytisch greifbarer. Als Beispiel nannte Frommelt einen Bericht zur Universitätsfinanzierung, der unter dem SDG «Kein Hunger» eingeordnet worden sei – eine fragwürdige Zuordnung.

Sabine Monauni feiert 10 Jahre SDGs
Sabine Monauni feiert 10 Jahre SDGs | Foto: Gregor Meier

 Monauni verwies dagegen auf messbare Erfolge in den jährlichen Nachhaltigkeitsindikatoren, etwa bei Energie, Klima und internationaler Zusammenarbeit. Trotz seiner Grösse leiste Liechtenstein bedeutende Beiträge zur Entwicklungszusammenarbeit. Allerdings räumte sie ein, dass der letzte Umsetzungsbericht an die UN aus dem Jahr 2023 bei drei Zielen gegensätzliche Entwicklungen gezeigt habe. Besonders die zunehmenden Ungleichheiten innerhalb Liechtensteins und Probleme bei Innovation und Infrastruktur bereiten Sorgen.

Die Regierungschefin-Stellvertreterin sprach offen über politische Widerstände. Manche Schritte seien nicht mehrheitsfähig, es brauche viel Überzeugungsarbeit. Zudem habe sich das globale Umfeld seit 2015 drastisch verändert. Während damals ein starkes Momentum für Nachhaltigkeit geherrscht habe, stünden heute der Multilateralismus unter Druck und gemeinsame Regeln würden infrage gestellt. Dennoch bekräftigte Monauni: «Wir brauchen eine starke UNO, einen funktionierenden Multilateralismus.» Für kleine Staaten wie Liechtenstein sei dies existenziell.

Mit thematischen Strategien wie der Klimastrategie 2050 und dem Mobilitätskonzept 2030 will Liechtenstein die Nachhaltigkeitsziele weiterverfolgen. «Liechtenstein mag klein sein, doch wir können gross denken», sagte Monauni. Das Jubiläum sei kein Endpunkt, sondern eine Zwischenstation, um mit neuem Mut weiterzugehen. Die Veranstaltung machte deutlich: Nach zehn Jahren steht Liechtenstein vor der Herausforderung, den Schwung nicht zu verlieren und die ambitionierten Ziele bis 2030 noch zu erreichen.

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