Erstmals wurde in Liechtenstein eine umfassende Analyse des Leistungssports durchgeführt. Die Ergebnisse fallen positiv aus, zeigen aber auch Verbesserungspotenzial bei Finanzierung und Vereinbarkeit von Sport und Ausbildung. Sportminister Hubert Büchel und Biggi Beck-Blum, Vorsitzende des Sportrats, präsentierten heute in einer Medienkonferenz den ersten «Leistungssportmonitor Liechtenstein». Die von der Fachhochschule Graubünden (FHGR) im Auftrag des Ministeriums für Inneres, Wirtschaft und Sport sowie des Liechtenstein Olympic Committee (LOC) durchgeführte Studie liefert erstmals eine fundierte Datenbasis über den Zustand des Leistungssports im Land.
Breite Verankerung des Sports
Die Analyse zeigt, dass der Sport in Liechtenstein fest in der Bevölkerung verankert ist: 45 Prozent der Bevölkerung sind im Sportbereich aktiv. Pro Kopf werden jährlich 144 Schweizer Franken für die Sportförderung ausgegeben – eine Steigerung von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ein zentrales Ergebnis: Quantitativ und qualitativ stärkere Betreuung durch Verbandstrainer führt nachweislich zu mehr Erfolgen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften. Eine Medaille bei Kleinstaatspielen kostet rechnerisch im Durchschnitt 20’417 Franken, eine Top-8-Platzierung bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften schlägt mit durchschnittlich 165’208 Franken zu Buche.
Athleten sehen Finanzierung als grösste Herausforderung

Die Befragung der Athleten offenbart deutliche Herausforderungen: 68 Prozent nennen fehlende finanzielle Ressourcen als grösstes Problem, 64 Prozent kämpfen mit der Vereinbarkeit von Schule, Ausbildung, Arbeit und Sport. 75 Prozent der Sportler finanzieren sich durch Eigenmittel, vor allem durch die Eltern, 57 Prozent nutzen die staatliche Sportförderung und nur 27 Prozent erhalten Sponsorengelder.
Besonders aufschlussreich: Sportschülerinnen und Sportschüler investieren wöchentlich 57,4 Stunden für Schule, Lernen, Training und Wettkämpfe. «Das ist eine Grössenordnung, die jeder Arbeitstätige gut vergleichen kann», betonte Sportminister Büchel und bezeichnete diese Zahl als eine der Schlüsselerkenntnisse der Studie.
Sportschule: Hohe Belastung, wenig Freizeit
Die Sportschüler sehen zwar die Vereinbarkeit von Schule und Sport als grundsätzlich gelungen an, haben aber grosse Schwierigkeiten, Freizeitaktivitäten zu integrieren. Verbesserungsbedarf besteht bei der Abstimmung schulischer Anforderungen mit Trainingszeiten und beim Mentaltraining. Positiv fällt auf: Die Betreuung durch Vereine und Verbände wird sehr geschätzt, ebenso die Sportinfrastruktur. Allerdings glauben weniger als ein Viertel der befragten 75 Sportschüler daran, später vom Sport leben zu können.
Handlungsempfehlungen für die Zukunft
Aus den Ergebnissen leiten die Experten klare Handlungsempfehlungen ab: Der Einstieg in den Leistungssport soll verbessert, die Nachwuchsförderung und Trainerkompetenz gestärkt werden. Zudem brauche es eine nachhaltige Finanzierung zur Entlastung der Schulen und Verbände sowie eine bessere Vereinbarkeit von Betreuung, Ausbildung und Sport – ohne dabei die Freizeit zu vergessen.
Regierungsrat Hubert Büchel zeigte sich zufrieden: «Die Analyse des Leistungssports in Liechtenstein fällt positiv aus und liefert uns eine wertvolle Aussensicht als Ausgangspunkt, um das Leistungssportsystem in Liechtenstein zielgerichtet weiter zu entwickeln und zu optimieren.» Er betonte, dass trotz der Grösse und bekannten Grenzen des Landes gute Voraussetzungen für sportliche Erfolge bestehen. Um diese langfristig zu sichern, seien jedoch gezielte Investitionen und periodisches Monitoring notwendig.
Die Studie soll als Nullmessung dienen und künftig regelmässig wiederholt werden, um die Entwicklung des Leistungssports messbar zu machen. Der «Leistungssportmonitor Liechtenstein» wird nun breit diskutiert, um daraus konkrete Massnahmen zur Weiterentwicklung des Leistungssports abzuleiten und umzusetzen.
