Ein Tag im Parlament. Ein Tag mit Verantwortung. Ein Tag als Politikerin oder Politiker. Genau das erleben junge Menschen heute bei der Veranstaltung „Politician for a Day“ der Stiftung Lebenswertes Liechtenstein in Kooperation mit Love Politics. Im Vaduzer Rathaussaal schlüpfen Teilnehmer in die Rollen von politischen Entscheidungsträgern. Sie diskutieren hitzig, verhandelten Kompromisse und entwickelten Lösungen für echte gesellschaftliche Herausforderungen. Das Ziel: Politik verständlich machen, erfahrbar und greifbar.
Das Besondere an diesem Tag: Politik wird nicht erklärt – sie wird gelebt. Mit Parteiprogramm und Mandat wurde sie erlebbar. Die Veranstalter liessen bewusst Raum für eigene Ideen. Nur ein paar Eckpunkte gaben den Tag vor: Der fiktive Staat „Finsterreich“ hatte gerade Wahlen hinter sich. Nun galt es, Gesetze zu erarbeiten und gemeinsam tragfähige politische Wege zu finden. Den Rest bestimmten die Parlamentarier – ganz wie im echten politischen Alltag.

Im Anschluss an das interaktive Rollenspiel hatten die Teilnehmer am Nachmittag die wertvolle Gelegenheit, direkt mit Politikern in Kontakt zu treten authentische Einblicke in die Herausforderungen eines politischen Amtes zu erhalten.
Landtagsabgeordnete Dagmar Bühler-Nigsch und Alt-Regierungschef Adrian Hasler berichteten über ihre persönlichen Wege in die Politik. Bühler-Nigsch erzählte, dass sie über Vereinsarbeit in Führungsrollen hineinwuchs. Sie engagierte sich in verschiedenen NGOs und Vorständen, unter anderem bei der Informations- und Kontaktstelle für Frauen. Über die Frauenunion der VU und ein Programm zur Förderung von Frauen in der Politik kam sie schliesslich selbst zur Kandidatur für den Landtag. Mittlerweile ist sie in ihrer zweiten Amtsperiode und als Fraktionssprecherin tätig.
Adrian Hasler hingegen beschrieb sich als jemand, der schon immer politisch interessiert war und in seiner Familie viel über Politik diskutiert hatte. 2012 wurde er angesprochen, ob er für das Amt des Regierungschefs kandidieren wolle. Nach ausführlichen Gesprächen mit seiner Familie entschied er sich dafür, da ihn besonders die Möglichkeit reizte, «an vorderster Front» das Land mitgestalten zu können.
Auf die Frage nach der besten Vorbereitung auf eine politische Karriere betonte Bühler-Nigsch den Wert von politischen Lehrgängen, die sie selbst 2003 absolviert hatte. Diese vermittelten wichtiges Wissen über politische Abläufe, inhaltliche Themen und Medientraining. Hasler hingegen vertrat die Ansicht, dass neben einer Ausbildung vor allem Berufs- und Lebenserfahrung sowie eine gewisse persönliche Reife entscheidend seien.
Beide Politiker hoben die Besonderheiten der liechtensteinischen Politik hervor: die Nähe zu den Bürgern, die Notwendigkeit der Konsensfindung innerhalb der Volksparteien und die aktuelle politische Konstellation mit der Koalition von VU und FBP. Während es in der vergangenen Legislaturperiode manchmal Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit gab, zeigten sie sich zuversichtlich für die kommende Periode, da beide Seiten die Notwendigkeit einer stärkeren Kooperation erkannt hätten.