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Neues Privatradio für Liechtenstein: Michel Erismann spricht über die Details

Michel Erismann
bergbahnen.li

Gestern teilten Michel Erismann und Katja Langenbahn in einer für viele überraschende Medienmitteilung mit, dass sie beabsichtigen, in Kürze ein Privatradio in Liechtenstein zu lancieren. Heute erzählte der bekannte Radiomoderator und Medienunternehmer Erismann in einem Interview die Details zu den Plänen.

Das Projekt, das seit etwa einem Monat in intensiver Vorbereitung ist, soll bereits im Januar 2025 Realität werden und verspricht, die Medienlandschaft Liechtenstein noch bunter und vielfältiger zu machen. Mehre Personen hätten sie schon angesprochen und gesagt, dass sie das Projekt unterstützen und sich beteiligen wollen.

Die Ankündigung kommt zu einem brisanten Zeitpunkt: Am 27. Oktober steht die Abstimmung über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Liechtenstein an. Erismann betont, dass sein Vorhaben nicht als direkter Angriff auf bestehende Strukturen zu verstehen sei: «Für uns ist es etwas Zusätzliches, was durchaus Platz haben darf.«

Trotzdem ist sich Erismann der politischen Brisanz bewusst. Darum wollen einige Personen, die hinter dem Projekt stehen, sich nicht vor der Abstimmung exponieren. «Wenn sich jemand zum Privatradio bekennt, dann gilt er schnell als Gegner des öffentlich-rechtlichen. Das will natürlich niemand.«

«Wir haben Interessenten, die sagen, wenn ihr das macht, sind wir dabei.»

Michel Erismann

Konzept und Programmgestaltung

Das geplante Privatradio setzt auf einen sorgfältig kuratierten Musikmix: «Das wird einen 30-40% Retro-Anteil haben. Eine 60% Neuheit«, erklärt Erismann. Dabei legt er besonderen Wert auf musikalische «Juwelen».

Erismann sieht in diesem Ansatz auch eine Chance, Generationen zu verbinden: «Heute ist für die Jungen alte Musik, neue Musik. Oftmals hören sie etwas von Creedence Clearwater Revival in einem Tarantino-Film und denken, was für ein geiler Song. Das ist aber ein Song aus den 60ern.«

Finanzierung und Struktur

Die Finanzierung des ambitionierten Projekts soll auf mehreren Säulen stehen. Erismann plant, einen Verein zu gründen, um eine Community aufzubauen und Gelder zu generieren. Zusätzlich setzt er auf Sponsoring und Gönnerbeiträge. Auch eine Beantragung von Medienförderung wird in Betracht gezogen, abhängig vom Umfang der redaktionellen Leistung: «Wenn das klappt, dass wir das Land redaktionell so abdecken können, wie sich das Land wünscht, dass wir dann auch Medienförderung beantragen

Der Umfang des Projekts wird sich nach den verfügbaren Ressourcen richten: «Wenn wir viel oder genug Geld generieren, können wir Studios bauen, können wir Leute anstellen. Wenn wir nicht so viel Geld generieren, fangen wir mal ein bisschen klein an.» Da sich die Suisa-Gebühren für die Musik auf dem Sender, nach dessen Gewinn richte, sei das aus seiner Sicht gut stemmbar.

Die konkrete Umsetzung hängt für ihn schlussendlich davon ab, wie viel Leute zu ihrem Bekenntnis stehen und das Privatradio dann tatsächlich unterstützen. Je nachdem wie viel Geld akquiriert werden könne, wird die Ausstattung des Studios teurer oder einfacher werden. Realisieren möchte er das Projekt aber auf jeden Fall.

«Dass wir es machen, ist sicher.»

Michel Erismann

Technologie und menschlicher Faktor

Trotz des technologischen Fortschritts setzt Erismann auf ein traditionelles Radiokonzept mit Live-Moderationen und lehnt den Einsatz künstlicher Intelligenz ab: «Ich glaube, dass das Radio, das von Menschen gemacht wird, für Menschen im Moment immer noch das beste Radio ist.» Er betont die Bedeutung der Live-Interaktion: «Radio gibt es, weil dort Menschen am Sender sind, weil die live sprechen.«

Kritik am Vorgehen der Medienministerin

Erismann sieht sein Projekt möglicherweise als «Plan B» für den Fall, dass die Abstimmung zugunsten der Privatisierung von Radio L ausfällt. Er kritisiert, dass Sabine Monauni bisher keinen Alternativplan vorgelegt: «Das finde ich fast eine Erpressung.» Aus seiner Sicht wäre auch ein günstigeres Radio L möglich, mit weniger Personal und halbem Budget.

Erismann ist sich der Herausforderungen bewusst, bleibt aber optimistisch. Mit seiner Vision eines neuen, unabhängigen Privatradios für Liechtenstein haben Michel Erismann und Katja Langenbahn eine lebhafte Debatte über die Zukunft der Medienlandschaft in Liechtenstein angestossen. Jedenfalls zeigt der Vorstoss, dass ein vom Staat vollfinanziertes Radio nicht alternativlos ist.

Eiskönigin

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