Startseite Gesellschaft Ethikforum diskutiert Herausforderungen für Liechtenstein in einer multipolaren Welt

Ethikforum diskutiert Herausforderungen für Liechtenstein in einer multipolaren Welt

Das 10. Gutenberger Ethikforum widmete sich gestern den Veränderungen demokratischer Strukturen in turbulenten Zeiten. Regierungschefin-Stellvertreterin Sabine Monauni hielt den Impulsvortrag vor einer Expertenrunde. Globale Spannungen prägen die Gegenwart. Bewaffnete Konflikte, autoritäre Tendenzen und geopolitische Verschiebungen setzen demokratische Prinzipien unter Druck. Die Frage, wie sich diese Entwicklungen auf Liechtenstein auswirken, stand im Zentrum der Diskussion.

Monauni skizzierte eine Welt im Umbruch. Neue Akteure wie China und Indien drängen auf die internationale Bühne. Russland verfolgt offen autoritäre Ziele. Das Vertrauen ins Völkerrecht bröckelt, internationale Organisationen verlieren an Gewicht. Europa muss seine Position zwischen den USA und China neu definieren.

Die Regierungschefin-Stellvertreterin betonte die Bedeutung des Europäischen Wirtschaftsraums für Liechtenstein. Seit 30 Jahren sichere die EWR-Mitgliedschaft den Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Die Bevölkerung und die Wirtschaft stützten dieses Modell weiterhin. Für einen Kleinstaat ohne militärische oder wirtschaftliche Macht zählen Partnerschaften. Die Beziehungen zur Schweiz und zu Österreich gründen auf Vertrauen und bewährter Zusammenarbeit. In Krisenzeiten wie der Pandemie zeigten sich diese Verbindungen als wertvoll.

Liechtenstein setzt auf internationale Zusammenarbeit. Sechs neue Freihandelsabkommen wurden allein 2025 unterzeichnet oder modernisiert, darunter mit Mercosur und im Oktober mit Indien. Die exportorientierte Volkswirtschaft braucht offene Märkte und stabile Beziehungen.

Die Aussenministerin verwies auf das Engagement Liechtensteins für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Gerade in Zeiten, in denen das internationale Regelwerk wackelt, müsse sich ein Kleinstaat auf diese Werte stützen.

An der Podiumsdiskussion nahmen neben Monauni auch Marion Kindle-Kühnis, Landtagsabgeordnete und Mitglied der Aussenpolitischen Kommission, Dr. Thomas Milic, Forschungsleiter Politik am Liechtenstein-Institut, und Dr. Stefan Schlegel, Direktor der Schweizerischen Menschenrechtsinstitution, teil.

Die Diskussionsteilnehmer erörterten die Spannung zwischen nationaler Souveränität und internationalen Verpflichtungen. Dabei ging es auch um die Rolle von Menschenrechtsorganisationen und die Frage, wie Liechtenstein seine Interessen in einem veränderten geopolitischen Umfeld wahren kann.

Das Gutenberger Ethikforum bot Raum für kritische Reflexion über die Zukunft demokratischer Gesellschaften. Die Veranstaltung zeigte: Auch kleine Staaten müssen sich den grossen Fragen der Zeit stellen.

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