Nationaltrainer Konrad Fünfstück hat am seinen 23-köpfigen Kader für die beiden anstehenden Auswärtsspiele gegen Kasachstan und Montenegro bekanntgegeben. Die Liechtensteinische Delegation steht vor einer besonderen Herausforderung: Die Reise nach Astana wird die längste in der Geschichte der Nationalmannschaft.
Positive Einstellung trotz Mammut-Reise
„Wir reisen nach Asien, das ist definitiv die längste Reise, die man erwischen kann», erklärte Fünfstück bei der Pressekonferenz. Doch anstatt sich über die Strapazen zu beklagen, schlägt der Trainer einen ungewöhnlichen Weg ein: „Es ist für uns als Mannschaft einfach eine einmalige Geschichte. Es ist ein Riesenabenteuer, etwas, wovon wir unseren Enkeln und Kindern noch erzählen können.»
Während das Nachbarland Österreich bei einer ähnlichen Reise im vergangenen Jahr trotz grosser Organisation mit den Belastungen zu kämpfen hatte, wählt Liechtenstein bewusst einen anderen Ansatz. „Es ist der falsche Ansatz, sich zu beschweren und in Selbstmitleid zu zerfliessen», betonte Fünfstück. „Ich freue mich auf diese Reise, die viel Spannendes mit sich bringen wird.»
Personalsorgen in der Defensive
Weniger erfreulich ist die Personalsituation in der Innenverteidigung. Mit Lars Traber, Andreas Malin, Felix Oberwaditzer, Sandro Wieser und Martin Marxer fallen gleich fünf Spieler aus. „Es ist für ein kleines Land extrem schwer, wenn Spieler ausfallen. Wir haben nicht den Pool wie andere Nationen», räumte der Nationaltrainer ein.
Dennoch zeigte sich Fünfstück überzeugt von seinen nominierten Akteuren: „Die Spieler, denen wir das Vertrauen schenken, haben das absolut gerechtfertigt. Sie haben in ihren Vereinen gute Leistungen gebracht, sie wollen sich entwickeln. Es ist für jeden auch die Chance, sich zu zeigen.»
Junge Defensive mit Erfahrung im Rückgrat
Im Tor setzt Fünfstück auf das bewährte Trio Benjamin Büchel (FC Vaduz), Justin Ospelt (SF Siegen) und Gabriel Foser (USV Eschen-Mauren). In der Abwehr rücken mit Niklas Beck (FC Balzers) und Jonas Weissenhofer (VfB Hohenems) junge Kräfte nach. Routinier Jens Hofer (SC Düdingen), der nach gesundheitlichen Problemen wieder voll fit ist, bildet zusammen mit Kapitän Livio Meier das erfahrene Rückgrat.
Starkes Mittelfeld als Stütze
Im Mittelfeld kann Fünfstück auf sein bewährtes Trio setzen: Maximilian Göppel (FC Freienbach), Aron Sele (YF Juventus Zürich) und Nicolas Hasler (FC Vaduz). „Das sind die Stützen dieser Truppe, die die Mannschaft führen und vorangehen», lobte der Coach. Ergänzt wird das Aufgebot unter anderem durch Sandro Wolfinger.
Offensive mit Bundesliga-Erfahrung
In der Offensive kann Fünfstück auf Fabio Luque-Notaro zurückgreifen, der aktuell in der deutschen dritten Liga beim FC Schweinfurt 05 seine ersten Erfahrungen sammelt. Dazu kommen Ferhat Saglam (SV Eintracht Hohkeppel), der in Nordrhein-Westfalen spielt, sowie Dennis Salanovic (FC Balzers), der nach langer Verletzungspause wieder fit ist. Kenny Kindle komplettiert mit seiner Schnelligkeit und erfrischenden Art das Offensivaufgebot.
Büchel und Wieser fehlen
Zwei prominente Ausfälle sorgen für Gesprächsstoff: Sandro Wieser steht berufsbedingt nicht zur Verfügung. Der ehemalige Profispieler befindet sich in der Eingewöhnungsphase bei seinem neuen Arbeitgeber. „Die Möglichkeit besteht weiterhin für das November-Fenster», erklärte Fünfstück.
Bei Marcel Büchel ist die Situation komplizierter. Der bei L’Aquila Calcio in Italien angestellte Spieler kann aufgrund des vollen Terminkalenders seines Vereins nicht abgestellt werden. „Es liegt nicht am Spieler. Marcel ist nach wie vor motiviert, aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen», betonte der Trainer. Man stehe im Austausch mit dem italienischen Klub und hoffe auf eine Lösung für November.
„Es gibt keine Testspiele»
Konrad Fünfstück
Mit deutlichen Worten wandte sich Fünfstück gegen die Bezeichnung der anstehenden Partien als Freundschaftsspiele: „Ich muss jedes Mal den Kopf schütteln, wenn Leute sagen, dass wir nur Freundschaftsspiele haben. Es gibt für uns nicht die Möglichkeit, so ein in Spiel im Vorbeigehen mitzunehmen.»
Gerade für die junge Mannschaft seien diese Partien enorm wichtig: „Wir benötigen diesen internationalen Flair, dieses Gefühl, gegen Stars aus der Bundesliga, der Premier League zu spielen. Jedes Spiel bietet für jeden Spieler die Chance, sich zu zeigen. Es gibt Scouts, es gibt Sportdirektoren.»
Montenegro als weitere Herausforderung
Nach dem Kasachstan-Spiel wartet mit Montenegro ein weiterer starker Gegner. „Montenegro hat im vergangenen Jahr gegen Nordmazedonien gewonnen, mit 3:1 gegen die Türkei gewonnen und zwei enge Spiele gegen Wales gespielt», erinnerte Fünfstück. „Das zeigt ganz einfach, dass Montenegro eine richtig, richtig starke Mannschaft ist.»
Der Trainer stellte klar: „Wir haben nur dann eine Chance zu bestehen, wenn wir am Limit spielen. Ob ich vorher 7.000 Kilometer geflogen bin oder einmal um den Erdball, das ist mir völlig egal. Ich will in beiden Spielen sehen, dass es ans Limit geht.»
Die Mannschaft trifft sich in den kommenden Tagen zur Vorbereitung, bevor die lange Reise nach Kasachstan beginnt – ein Abenteuer, das für Liechtensteins Fussballer unvergesslich werden dürfte.
