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Interview mit Pascal Ospelt – So stellt sich die DpL die Zukunft des Radios vor

Pascal Ospelt
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In einem schriftlichen Interview mit Pascal Ospelt erläutert der stellvertretende DpL Abgeordnete seine Vision eines idealen Radios und nimmt Stellung zu den Herausforderungen der Finanzierung und technischen Umstellung.

Landesspiegel: Wie stellt sich die DpL ein ideales Radio L vor?

Pascal Ospelt: Ein Radio, welches als Informations- und Unterhaltungssender nach unternehmerischen Prinzipien geführt wird, das vorwiegend regionalen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge informiert sowie zur Entfaltung des kulturellen Lebens beiträgt. Nebst der Informationsseite, die zur Meinungsfindung beitragen soll, hat ein Medium auch einen kontrollierenden Zweck. Medien werden nicht umsonst als Vierte Gewalt bzw. als bellende Wachhunde einer Demokratie bezeichnet.

Landesspiegel: Ist das aktuelle Format von Radio L zeitgemäss? Insbesondere der Online-Auftritt?

Pascal Ospelt: Das Programm von Radio L entsprach in den letzten Jahren nicht meinen Erwartungen, wodurch ich Radio L nicht mehr höre. Somit kann ich hierzu keine Angaben machen.

Landesspiegel: Vom Verwaltungsrat wurden einige grössere Änderungen präsentiert und teilweise schon auf Schiene gebracht. Reicht das aus eurer Sicht?

Pascal Ospelt: Seit unsere Initiative zur Privatisierung von Radio L eingereicht worden ist, wurden erste Verbesserungen vollzogen bzw. angekündigt. Ob diese nachhaltig sein werden, muss sich erst noch zeigen. Nur mit einem Ja zur Privatisierung wird sich das Radio auch in Zukunft anstrengen müssen, andernfalls besteht die Gefahr, dass der Sender in das alte Fahrwasser zurückkehrt.

Landesspiegel: Bei einer Privatisierung stellt sich die Frage, wie das finanziert werden soll. Die DpL sagt über die Medienförderung. Wie hoch wäre der jährliche Finanzierungsbedarf?

Pascal Ospelt: Nach unserer Auffassung sollten CHF 2 bis 2,5 Mio. plus Werbeeinnahmen von ca. CHF 800’000 ausreichen um ein gutes Programm für Liechtenstein anbieten zu können 

Landesspiegel: Wie sieht das aber mit der UKW-Abschaltung aus. Die Schweiz möchte ja bis spätestens 2026 alle UKW Sender abschalten. Dann müsste Liechtenstein ein eigenes UKW-Netz aufbauen. Kann das über die Medienförderung gedeckt werden? Hat Radio L aus eurer Sicht überhaupt die Ressourcen, so etwas zu stemmen? Glaubt Ihr, dass die Regierung darauf vorbereitet ist?

Pascal Ospelt: Die Technik entwickelt sich laufend weiter. DAB und DAB+ ersetzen das veraltete UKW- Band. Heute wird fast alles über das Glasfasernetz (Internet) verbreitet. Web-Radio, Streamingdienste, TV, Telefon, usw. Daher glaube ich, dass auch bei uns zusammen mit der Schweiz nach 2026 der UKW- Betrieb eingestellt wird. Wenn die Regierung ihre Arbeit verantwortungsbewusst wahrnimmt, sollte sie über die Pläne der Schweizer Behörden informiert sein. Ob die Regierung ein eigenes UKW-Netz betreiben will entzieht sich unserer Kenntnis.

Landesspiegel: Anders gefragt, wenn die Privatisierung abgelehnt wird, kann davon ausgegangen werden, dass Radio L tatsächlich mit den jährlich CHF 4 Mio. auskommen wird, oder seht ihr, dass dieser Staatsbeitrag in den nächsten Jahren weiter steigen wird?

Pascal Ospelt: Bei einem Nein unserer Initiative werden die jährlichen Kosten für Jahre fixiert sein. Wenn der unternehmerische Kostendruck fehlt, muss nicht gespart werden. Dies ist aus der Geschichte von Radio L eindrücklich zu sehen. Lag der Staatsbeitrag im Jahre 2014 noch bei CHF 1.5 Mio., liegt dieser für das Jahr 2025 bis 2029 bei CHF 3.95 Mio. pro Jahr. Das ist eine Steigerung   um 167 %. In Anbetracht dieser Fakten, fehlt mir die Zuversicht, dass die gesprochenen Mittel ausreichen werden.

Landesspiegel: Welche Aspekte des aktuellen Programmauftrags von Radio L soll in einem privatisierten Modell beibehalten, welche streichen?

Pascal Ospelt: Hierzu existieren in der Schweiz diverse Beispiele, die im Zuge der Konzessionsvergabe einen klaren Leistungsauftrag zu erfüllen haben. Man muss das Rad nicht neu erfinden. Entsprechende landesspezifische Anpassungen können wie z.B. ein Studio mit lokalen Redaktoren als Voraussetzung für eine Konzession definiert werden.

Radio Munot ist hörerzahlenmässig mit Radio L vergleichbar. Hier die entsprechende Konzession: https://www.bakom.admin.ch/dam/bakom/it/dokumente/bakom/elektronische_medien/Infos%20über%20Programmveranstalter/konzessionierung-2025-2034/radio-munot-konzession.pdf.download.pdf/l.%20Schaffhausen%20-%20Radio%20Munot%20-%20Konzession.pdf

Landesspiegel: Angenommen, die Initiative wird angenommen und das Medienhaus würde das Radio L kaufen (Die Geschäftsleitung sagt zwar aktuell keine derartige Absicht zu haben, in der Vergangenheit war aber durchaus Interesse vorhanden.). Wäre das aus Sicht der Medienvielfallt nicht problematisch? Wie könnte man das allenfalls verhindern?

Pascal Ospelt: Eine Kumulation der «Medien-Macht» ist grundsätzlich abzulehnen. Sollte sich tatsächlich keine andere Institution bewerben, müsste die Bewerbung des Medienhauses trotzdem geprüft werden.

Landesspiegel: Gibt es noch weitere Gründe, die aus eurer Sicht für die Privatisierung sprechen?

Pascal Ospelt: Ja, es ist ungerechtfertigt, dass 70 Prozent der gesamten Medienförderung in ein Staatsradio fliessen und alle anderen Medien sich lediglich die restlichen 30 Prozent teilen müssen. Ein privates Unternehmen wird innovativer bzw. wirtschaftlicher agieren, weil es sich dem Wettbewerb stellen muss. Das Radio muss frei und unabhängig vom Staat sein, damit es die Rolle der 4. Gewalt glaubwürdig wahrnehmen kann. Der Steuerzahler soll künftig nicht mehr für Fehlentscheide und Misswirtschaft des Managements zahlen müssen.

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