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BRICS-Währungsunion als Alternative zum IWF?

Wirtschaft in China
Eiskönigin

Gestern bei der Diskussion zum IWF-Beitritt in Eschen wurde neben den bereits bekannten Argumente vom Referendumskomitee vorgebracht, dass die BRICS-Staaten im Oktober eine Währungsunion gründen wollen und diese als Alternative zum IWF gesehen werden könne.

Ob das so ist, das möchte ich in diesem Kommentar beleuchten. Zuerst möchte ich hierzu die Grundlagen und Hintergründe ausführlich erklären.

Was ist BRICS?

BRICS ist eine internationale Vereinigung von Staaten, deren Name aus den Anfangsbuchstaben der ursprünglichen fünf Mitgliedsländer besteht: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Diese Gruppe wurde 2006 gegründet, ursprünglich nur als BRIC, bevor 2010 Südafrika hinzukam und die Gruppe seitdem als BRICS bezeichnet wird.

Die BRICS-Staaten repräsentieren eine bedeutende wirtschaftliche und geopolitische Kraft, da sie zusammen etwa 40% der Weltbevölkerung und einen erheblichen Anteil des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) repräsentieren. Sie agieren als Forum für den Austausch von Ideen, die Koordination von Politik und die Zusammenarbeit in Bereichen wie Wirtschaft, Finanzen und internationale Politik.

Im Jahr 2024 wurde die BRICS-Gruppe um weitere Länder erweitert, darunter Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese Erweiterung führte dazu, dass die Gruppe manchmal auch als «BRICS plus» bezeichnet wird.

BRICS-Währungsunion

Die BRICS-Staaten planen, eine eigene Währungsunion einzuführen, die möglicherweise während des Gipfels im Oktober 2024 in Russland, vorgestellt wird. Dabei geht es nicht um eine klassische Währungsunion, wie sie die Eurozone ist, sondern um die Schaffung einer gemeinsamen Währung, die als internationale Handelswährung und globale Reservewährung fungieren soll, ähnlich also wie die Sonderziehungsrechte des IWF.

Die neue BRICS-Währung könnte eine ähnliche Funktion erfüllen, indem sie den internationalen Handel unter den BRICS-Staaten erleichtert, ohne direkt für alltägliche Transaktionen verwendet zu werden. Dazu soll ein internationales Zahlungssystem kommen, dass als Alternative zum US-Dominierten Swift-System gesehen werden kann. Beides ist aber unabhängig und dieses Zahlungssystem soll auch Nichtmitgliedern offen stehen.

Die BRICS-Währungsunion als Alternative für Liechtenstein?

Eine solche Währungsunion bringt für die BRICS-Staaten sicher einige Vorteile, da gerade Russland aufgrund der Sanktionen im Internationalen Finanzmarkt entsprechende Hürden hat. Nun kann man sich die Frage stellen, ob die BRICS-Währungsunion für Liechtenstein eine Alternative zum IWF wäre. Dazu sollte man folgendes bedenken:

Noch gibt es diese Union nicht, und wenn sie tatsächlich im Oktober gegründet wird, weiss niemand, ob ein Interesse bestünde, Liechtenstein aufzunehmen. Es wäre auch nicht klar, welche Bedingungen an eine Mitgliedschaft geknüpft wären.

Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass BRICS-Staaten tatsächlich den IWF verlassen sollten und die Union als Konkurrenzorganisation zum IWF auftreten würde. Aber gehen wir einmal theoretisch davon aus und ein Land hätte die Auswahl, dem IWF oder der BRICS-Währungsunion beizutreten.

In dem Fall würde ich mir als Land folgende Fragen stellen:

Wie werthaltig ist die Einlage in dieser BRICS-Währung?

Im Faktencheck zum IWF-Beitritt habe ich bereits erklärt, dass der Wert der Sonderziehungsrechte im Vergleich zum Schweizer Franken in den letzten Jahren gefallen ist. Die genauen Anteile der einzelnen Währungen ist noch nicht bekannt. Wenn man sich diese ansieht, dann kann man aber sehen, dass keine dieser Währungen sich in den letzten fünf Jahren im Vergleich zum Franken positiv entwickelt hat.

Währungen der BRICS-Staaten in Vergleich zum Schweizer Franken

Nimmt man den Durchschnitt der vier Währungen, kommt es zu einem Wertverlust von 27,34% in fünf Jahre. Wie bei der Quote des IWF gäbe es vermutlich auch für diese Einlage Zinsen. Diese könnten den Wertverlust vermutlich nicht wettmachen. Auch zu anderen für Liechtenstein wichtigen Währungen, hauptsächlich zum Euro, verlieren die genannten in den letzten Jahren an Wert.

Gehen wir von einem dramatischen Einbruch des Schweizer Franken aus, wäre es dann besser seine Notreserven in Sonderziehungsrechten zu haben, die vom Euro, dem US Doller und dem Britischen Pfund getragen ist oder in einer Währung, die vom Rubel, dem Rupie, dem Real und dem Yuan? Meine private Notfallreserve möchte ich jedenfalls lieber nicht in einer solchen Währung.

Zu welcher Region habe ich mehr wirtschaftliche Verflechtungen?

Im Fall eines Währungseinbruchs braucht gerade ein sehr kleines Land, das auf Importe angewiesen ist, starke Devisen. Am besten in Währungen von jenen Ländern, von denen man Rohstoffe, Energie, Arbeitskräfte und anderes bezieht. Im Fall von Liechtenstein sind das vermutlich eher die Schweiz, Österreich, Deutschland, die USA oder Grossbritannien. Hingegen sind Russland, China, Brasilien, Indien oder Südafrika auch wichtige Handelspartner, aber vielleicht nicht die allerwichtigsten.

Ist diese Organisation tatsächlich in der Lage, im Krisenfall schnell und effektiv zu helfen?

Das ist bei einer Organisation, die es noch gar nicht gibt, schwer zu sagen. Dass der IWF dazu in der Lage ist, hat man am Beispiel Island und vieler weiterer in den letzten Jahrzehnten gesehen.

Gerade die internationale Isolierung von einzelnen grösseren Ländern in dieser Allianz, lässt für mich ein grosses Fragezeichen stehen.

Welche Bedingungen, insbesondere welche politischen Bedingungen, würden in so einem Fall gestellt?

In der Vergangenheit hat man gesehen, dass der IWF von Kreditnehmern durchaus auch politische Vorgaben gemacht hat. Aber welche «Wünsche» würden Russland und China an ein Land stellen, dass von diesen um einen Kredit bittet? Darüber zu spekulieren wäre nicht seriös. Ich denke das kann sich jeder selbst ausmalen.

Schlussendlich müsste man sich dann die Frage stellen, ob man eher vom IWF, wo in den Entscheidungsgremien nicht nur die USA, sondern auch die Schweiz und viele andere europäische Länder vertreten sind, «abhängig» sein will, oder von Brasilien, China und Russland.

Was würde eine Mitgliedschaft kosten?

Der Personalaufwand, um die notwendigen Daten und Statistiken zu erheben, dürfte ähnlich hoch sein, wie dies für die IWF-Mitgliedschaft wäre. Wo diese Währungsunion ihren Sitz haben wird, ist noch nicht bekannt. Jedenfalls hat Liechtenstein keine Botschaft in Moskau, Peking, Johannesburg oder São Paulo. Natürlich wäre eine Mitgliedschaft auch ohne ständige Vertretung vor Ort möglich. Dann müsste man seriöser Weise die Reisekosten von in Vaduz arbeitenden Vertretern mit berücksichtigen.

Ohne Einlagen, wäre eine BRICS-Reservewährung nichts wert. Wie beim IWF müssten die Mitglieder also Einlagen hinterlegen. Ob diese höher oder niedriger wäre als die Quote beim IWF, kann man serös nicht beantworten. Aber mit ein paar hunderttausend Franken wird es wohl auch nicht getan sein.

Fazit

Die geplante Währungsunion und das parallel geplante Zahlungssystem können für die BRICS-Staaten eine sehr sinnvolle Lösung und Ergänzung zum IWF darstellen. Es entsteht Wettbewerb und mögliche Kreditnehmer habe mehre Optionen. Das kann durch ein Gegengewicht zum von den USA dominierten Bretton Woods System positive Auswirkungen im geopolitischen Gefüge haben.

Als Alternative für Liechtenstein zu einem IWF-Beitritt, wenn man die hier ausgeführten Punkte durchdenkt, ist sie aber wohl nicht zu sehen.

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1 Ihre Meinung

ich 23. August 2024 - 01:10

naja wenn man den usa an den karren fährt, werde sie sicher ncht tatenlos zusehen, wenn brics gewählt würde, man sieht ja was passiert wenn man aus dem swift fliegt so als beispiel.

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