Startseite Leserbriefe Ein Kurz’sches Lehrstück

Ein Kurz’sches Lehrstück

Sebastian Kurz, ehemaliger Bundeskanzler und Aussenminister von Österreich und mittlerweile erfolgreicher Unternehmer im Bereich der defensiven Cyber-Sicherheit, gab am 12. November eine Lehrstunde im aufrechten Gang.

Die Vorzeichen eines bis dahin eher seicht verlaufenden Abends bei der jährlichen Veranstaltung «Wirtschaftswunder» standen zunächst nicht gut. Zwischen einer sympathischen, letztlich jedoch gegenüber den Herausforderungen der Zeit hilflos wirkenden Spitzenkraft der Schweizer Medienlandschaft, einem höflichen britischen Diplomaten und drei pragmatischen Vertretern der hiesigen Bauwirtschaft mäanderte der Abend vor sich hin.

Zu bemüht wirkte der Moderator des öffentlichen Fernsehens aus der Schweiz in den vergeblichen Versuchen, den mit Wiener Charme, starker Rhetorik und Intelligenz bestens gewappneten Interviewgast Kurz und Highlight des Abends «zu stellen» und in eine der bekannten politischen Schmuddelecken zu drängen. «Stets bemüht», muss man daher der gealtert wirkenden und zu sehr an Skript und Narrativen hängenden Moderation ins Arbeitszeugnis schreiben.

Die Punkte bei den Themen Nahostkonflikt, Erfolge der USA im Nahen Osten unter der Trump-Administration I und II, dem Konflikt in Russland, der EU, qualifizierter Migration, ehemaligem deutschen Spitzenpersonal sowie der Koalitionsfähigkeit von FPÖ, SVP oder AfD gingen allesamt nach Österreich.

Fazit und Prognose:

Dieses Kurz’sche Lehrstück hat einen Resonanzraum für Meinungsvielfalt bespielt, der in der Debatte in Liechtenstein meist nicht zu beobachten ist. Das veranstaltende Medienhaus hat erstmals seit langer Zeit für eine Verbreiterung des Diskurskorridors gesorgt und kommt damit bei fast 500 Gästen an – sofern man den spontanen und abschliessenden Applaus und der langen Reihe für gemeinsame Fotos aus dem Publikum als Gradmesser anlegt.

Der Unternehmer Sebastian Kurz hat den Abend für das Medienhaus und seinen Herausgeber gerettet.

Der Politiker Kurz wird in Zukunft eine zentrale und stärkere Rolle in der europäischen Politik spielen.

Kai Baumgartner, Triesen

Kommentar Abgeben

1