Der neue «Vaterland»-Chefredaktor Reto Furter postulierte am 27. September, Liechtenstein brauche «ein Miteinander, in dem verschiedene Meinungen Platz haben (…) müssen». Das können wir vollumfänglich unterschreiben. Gut, dass Hr.Furter von «Muss» spricht. Umso mehr stellt sich die Frage, wieso diesem Grundsatz nicht nachgelebt wird. Wenn die einzige Tageszeitung des Landes jährlich 1,3 Millionen Franken von den Steuerzahlern erhält, dann ist es höchste Zeit, dass die Meinungsvielfalt dort nicht bloss eine Floskel ist.
Ein wesentlicher Beitrag zur Meinungsvielfalt sind Leserbriefe sowie die Möglichkeit für alle Parteien und Institutionen, ihre Standpunkte neutral öffentlich preiszugeben. Natürlich ist die Zeitung nicht verpflichtet, sie abzudrucken. Aber wenn Leserbriefe wegen angeblicher «Faktenchecks» zensuriert werden, obwohl eindeutige Quellen die Richtigkeit bestätigen, dann ist das problematisch. Die grossen digitalen Plattformen wie Facebook, Google oder auch YouTube hatten während Corona auch solche «Faktenchecker» im Einsatz, welche Inhalte zensuriert oder gelöscht haben, die nicht dem Narrativ entsprochen haben. Diese Konzerne haben inzwischen teils unter Eid bestätigt, dass sie von der Biden-Administration mit viel Druck zu dieser Zensur genötigt worden sind. Gleichzeitig haben sie diese Faktenchecks eingestellt, weil sie nicht mit Meinungsvielfalt, sowie dem wissenschaftlichen Diskurs aus These und Antithese zu vereinbaren sind.
Gerade auch das «Vaterland» hat während C19 nur eine Meinung zugelassen, nämlich jene des Narrativs. Von Meinungsvielfalt war in der ganzen Zeit wenig zu sehen. Dabei ist es nicht Aufgabe der Medien, Massnahmen der Regierung zu propagieren, sondern diese kritisch zu hinterfragen.
Meinungsvielfalt lebt von der tatsächlichen Möglichkeit, diese Vielfalt in den Medien zu präsentieren. Es ist wenig glaubwürdig, sich für Meinungsfreiheit auszusprechen, aber gleichzeitig kritische und faktenbasierte, Meinungen aus dem Diskurs auszuschliessen. Diese Praxis widerspricht der postulierten Intention des Chefredaktors, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der unterschiedliche Perspektiven Platz finden.
Eine der grössten Herausforderungen für Medien ist es, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und verschiedene Sichtweisen zuzulassen. Nur wenn sich eine Redaktion diesem Grundsatz verpflichtet, kann sie glaubwürdig für Meinungsvielfalt eintreten. Wir hoffen, dass den Worten des neuen Chefredaktors auch Taten folgen.
Initiative A
 
			        