Italien, Land der „dolce vita“ und endloser Küsten – doch wer in diesem Sommer Sonne und Meer in einem Strandbad geniessen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen als je zuvor. Die Preise an den privaten „stabilimenti balneari“ sind vielerorts explodiert – mit teils absurden Ausreissern.
Ein extremes Beispiel liefert das Luxus-Strandbad „Twiga“ an der toskanischen Versilia-Küste: Hier kostet ein exklusives Zelt mit privatem Service stolze 1.500 Euro pro Tag. Selbst für den Durchschnittsgast hat sich der Preis binnen eines Jahres massiv erhöht. Was vor einem Jahr vielerorts noch um die 30 Euro kostete, liegt nun oft bei 50 bis 70 Euro. In Santa Marinella nahe Rom zahlen Besucher aktuell 60 Euro für ein Standardpaket mit zwei Liegen und einem Sonnenschirm – pro Tag, versteht sich.
Rückgang der Gästezahlen
Die Folgen sind spürbar: Laut dem italienischen Tourismusverband sind die Besucherzahlen im Sommer um 25 bis 30 Prozent eingebrochen. Vollauslastung wird vielerorts nur noch am Sonntag erreicht, wenn Tagesausflügler aus den Städten anreisen. Familien müssen für einen typischen Strandtag mittlerweile über 100 Euro einkalkulieren – für viele Italiener ein Preis, den sie sich höchstens ein- bis zweimal pro Woche leisten können.
Das System der Strandbäder
Italien zählt über 7.000 private Strandbäder, die mehr als die Hälfte der Küstenlinie abdecken. Die Betreiber pachten die Flächen meist von der Kommune – oft zu Verträgen, die seit Jahrzehnten laufen und zu Spottpreisen vergeben wurden. Kritiker sprechen von Vetternwirtschaft und in manchen Regionen sogar von mafiösen Verflechtungen. Dass ausgerechnet diese Betriebe nun Rekordpreise verlangen, sorgt für wachsenden Unmut.
