Die nächste Warnstufe heisst Sommer! „Schützen Sie sich und andere – wenn es draussen heiss ist.“
Willkommen auf hitze.li, der neuen Plattform der liechtensteinischen Regierung zur Bekämpfung der… Sonne. Wer geglaubt hat, Corona sei kommunikativ nicht zu toppen, darf sich nun auf die nächste Stufe staatsdidaktischer Fürsorge freuen.
Was kommt als Nächstes?
- kaelte.li – „Achtung, frieren kann unangenehm sein.“
- vorsichtstufe.li – „Warnstufe Alltag. Bitte bleiben Sie wachsam.“
- atmung.li – „Regelmässig atmen schützt Leben.“
Natürlich ist es sinnvoll, ältere Menschen bei extremer Hitze zu schützen. Natürlich ist Prävention legitim. Doch wenn eine Regierung beginnt, Wetterereignisse mit dramatisierenden Slogans, Warnstufen und staatlich kuratierten Verhaltenstipps zu begleiten – dann ist die Grenze zur symbolpolitischen Bevormundung nicht mehr weit.
Die Tonalität ist bekannt: „Schützen Sie sich und andere“, „gemeinsam gegen die Gefahr“ – nur diesmal nicht gegen ein Virus, sondern gegen den Sommer. Es entsteht der Eindruck: Der Staat traut seinen Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr zu, mit Alltäglichem selbstverantwortlich umzugehen – ohne offizielle Anleitung, ohne Steuergeld, ohne Kampagnen-Website.
Und man fragt sich: Wer entscheidet eigentlich, was in dieser Form kommuniziert werden darf? Gibt es für Seiten wie hitze.li eine unabhängige wissenschaftliche Bewertung? Oder reicht bereits der moralische Impuls, um eine Kommunikationsmaschine in Gang zu setzen?
Die Website nennt über 20 Quellen – als Nachweis wissenschaftlicher Legitimation. Doch wer prüft diese Auswahl? Wer stellt sicher, dass hier keine selektive Narrative-Absicherung betrieben wird? Das alles wird nicht öffentlich diskutiert – wie so oft, wenn der Zweck als höher gilt als die Debatte.
Man muss heute vorsichtig sein, solche Fragen zu stellen. Schnell wird man zum „Leugner“ gestempelt – obwohl es nicht ums Leugnen geht, sondern ums Denken. Es gibt Hitze. Es gibt Klimaveränderungen. Aber es gibt eben auch den Anspruch, dass staatliche Kommunikation transparent, sachlich und verhältnismässig bleibt – und nicht zur psychologischen Dauerwarnung wird.
Wer eine demokratische Gesellschaft will, braucht keine Portale gegen Sonnenlicht. Sondern eine Gesprächskultur, in der nicht jeder Zweifel an der Inszenierung sofort als Angriff auf die Realität gilt.
Daniel Lathan
Pressesprecher und Mitglied des Vorstands MiM-Partei