Startseite GesellschaftUmwelt Quaggamuscheln – Die unsichtbare Bedrohung aus der Tiefe

Quaggamuscheln – Die unsichtbare Bedrohung aus der Tiefe

Bodensee

Am Freitag sprachen die Staats- und Regierungschefs der Internetionalen Bodenseekonferenz bei ihrer Strategietagung in Kressbron auch darüber, wie die invasiven Quaggamuscheln im Bodensee zurückgedrängt werden könnte. Doch warum sind diese Muscheln so ein grosses Problem?

werbung_3

Die invasiven Schalentiere breiten sich rasant aus. Innerhalb weniger Jahre haben sie nicht nur den Bodensee erobert, sondern auch den Neuenburger-, Murten-, Vierwaldstätter- und Zugersee. Nun erreicht die Plage auch den Zürichsee. Erste Funde an der Quaibrücke und bei Thalwil deuten darauf hin, dass sich die Muscheln dort bereits erfolgreich vermehren.

Die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen sind gravierend. Die Quaggamuscheln filtern grosse Mengen Wasser, binden Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat – mit Folgen für das gesamte Ökosystem. Ihre mikroskopisch kleinen Larven haften an jeder Oberfläche, gelangen in Rohre, Pumpen und Kühlsysteme. Die ETH Lausanne musste bereits ihr Kühlsystem im Genfersee für 60 Millionen Franken ersetzen. Experten schätzen, dass sich die Schäden durch die Muschel europaweit auf mehrere Milliarden summieren könnten.

In Biel baut man bereits vor. Ein neues Seewasserwerk wird mit einem speziellen Reinigungssystem ausgestattet: Ein Zylinder fährt regelmässig durch die Leitungen und drückt Larven zurück in den See. Die Inbetriebnahme ist für den Herbst geplant.

Auch am Zürichsee bereiten sich die Betreiber von Trinkwasseranlagen vor. Die Quaggamuschel hat dort inzwischen auch tiefere Seeschichten erreicht. Erste Unternehmen fordern Schutzkonzepte. Das Seewasserwerk Thalwil, das mehrere Gemeinden versorgt, plant ein Reinigungsgerät nach Bieler Vorbild.

Problematisch ist, dass jedes Gewässer anders reagiert. Was in einem See funktioniert, hilft im nächsten vielleicht nicht. Quaggamuscheln setzen sich selbst an schwer zugänglichen Stellen fest – auch an Schiffsrümpfen. Deshalb kontrollieren viele Kantone inzwischen streng, welche Boote wo ins Wasser gelassen werden.

In der Zentralschweiz greifen seit 2024 verschärfte Regeln. Für Seen wie den Ägeri-, Sarner-, Hallwiler-, Türler- und Vierwaldstättersee gilt: Nur Boote mit gereinigtem Rumpf dürfen zu Wasser gelassen werden. In besonders sensiblen Gewässern wie dem Türlersee ist die Einwasserung nur über das örtliche Strandbad möglich. Paddler müssen dort fünf Franken Tagesgebühr zahlen – eine Waschanlage steht bereit.

Das Motto lautet überall gleich: Reinigen, kontrollieren, trocknen. Nur so lässt sich verhindern, dass die Quaggamuschel auch die letzten sauberen Seen befällt.

Crowdfunding

Kommentar Abgeben

1