Portugal steht vor einer weiteren Regierung ohne parlamentarische Mehrheit. Bei der dritten Parlamentswahl innerhalb von nur drei Jahren konnte die amtierende Mitte-rechts-Koalition „Demokratische Allianz“ (AD) unter Premierminister Luís Montenegro zwar die meisten Stimmen auf sich vereinen, verfehlte jedoch erneut die absolute Mehrheit im Parlament.
Mit 99,2 % der Stimmen ausgezählt, kommt die AD, angeführt von der Sozialdemokratischen Partei (PSD), auf 89 Sitze im 230-köpfigen Parlament. Für eine absolute Mehrheit wären 116 Mandate nötig. Bereits im vergangenen Jahr regierte die Allianz in einer Minderheitskonstellation, bevor sie im März dieses Jahres durch ein Misstrauensvotum gestürzt wurde.
Ein überraschender Wahlsieger ist die rechtspopulistische Partei Chega („Es reicht“), die mit mindestens 58 Mandaten gleichauf mit den Sozialisten liegt und zur zweitstärksten Kraft avancieren könnte. Parteichef André Ventura, ein ehemaliger Fernsehkommentator, sprach von einem „grossen Sieg für Chega“ und zeigte sich offen für Gespräche mit der Demokratischen Allianz. Ob es zu einer Zusammenarbeit kommt, ist jedoch unklar, da die AD eine Koalition mit Chega bislang ablehnt.
Die Sozialistische Partei (PS), die jahrzehntelang zusammen mit der PSD das politische Leben Portugals prägte, erlitt mit ebenfalls 58 Mandaten eine der schwersten Niederlagen seit 1987. Parteichef Pedro Nuno Santos kündigte noch am Wahlabend seinen Rücktritt an und sprach von einer „schwierigen Zeit für die Sozialisten“.
Die politische Instabilität der vergangenen Jahre spiegelt sich in der Zersplitterung des neuen Parlaments wider: Sieben kleinere Parteien zogen ebenfalls ins Parlament ein. Angesichts der fehlenden Mehrheitsverhältnisse dürfte Montenegro erneut gezwungen sein, eine Minderheitsregierung zu bilden – ein riskantes Unterfangen, da jede Koalition von der Zustimmung anderer Parteien abhängt und jederzeit gestürzt werden könnte.
Die Unzufriedenheit der Wähler mit den traditionellen Parteien zeigt sich deutlich in der wachsenden Unterstützung für Chega. Die Partei, die erst 2019 mit einem einzigen Sitz ins Parlament einzog, konnte besonders mit Forderungen nach einer strengeren Migrationspolitik und einem kompromisslosen Kurs gegen Korruption punkten.