Startseite Gesellschaft Reduktion als radikaler Ausdruck – Jakob Gasteiger „Öl auf Papier“

Reduktion als radikaler Ausdruck – Jakob Gasteiger „Öl auf Papier“

Eva-Maria Bechter eröffnet Ausstellung mit Werken von Jakob Gasteiger

In der Galerie bechter kastowsky wurde am am Samstag die Ausstellung „Öl auf Papier“ des renommierten österreichischen Künstlers Jakob Gasteiger eröffnet. Die präsentierten Werke – sechs neue Arbeiten auf handgeschöpftem Büttenpapier – zeigen Gasteigers konsequente Weiterführung seiner abstrakten Malerei, die sich durch ihre meditative Strenge und physische Präsenz auszeichnet.

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In ihrer pointierten Eröffnungsrede führte Eva-Maria Bechter in das Schaffen Gasteigers ein – unter Rückgriff auf den Begriff der „postradikalen Malerei“, wie ihn der ehemalige Direktor der Albertina Wien, Klaus Albrecht Schröder, für das Werk des 1953 geborenen Künstlers prägte. Gasteiger betreibe Malerei als Analyse: „Es ist das, was man sieht – und nichts anderes.

Diese konzeptuelle Klarheit spiegelt sich auch in der Werkreihe „Öl auf Papier“ wider. Die Arbeiten sind mit eigens angefertigten Werkzeugen – sogenannten Rake-Spachteln – entstanden. Dabei wird die Ölfarbe nicht aufgetragen, sondern regelrecht „abgezogen“, wodurch strukturierte Farbrillen und Täler entstehen. Es ist ein malerischer Prozess, der die Geste verweigert und das Werk auf seine physisch-materielle Substanz reduziert.

Die Arbeiten, allesamt in tiefem Schwarz gehalten, erinnern in ihrer Präsenz an das Spätwerk von Richard Serra – nicht nur formal, sondern auch im Geist: „Schwarz ist das, was es ist“, zitierte Bechter den US-Künstler. Damit entzieht sich Gasteigers Malerei metaphorischer Aufladung und verweigert jede symbolische Lesart. Was bleibt, ist das Bild selbst – Material, Struktur, Oberfläche.

Diese konsequente Reduktion ist nicht etwa Verzicht, sondern bewusste Entscheidung. Sie wurzelt in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte der Abstraktion, von Malewitschs Suprematismus über den Abstrakten Expressionismus bis hin zur Minimal Art. Gasteigers Werk steht dabei in einer Tradition der Reflexion – über das Medium, seine Mittel und Möglichkeiten.

Die neue Serie auf Papier, wie Bechter erläuterte, kehrt zurück zum Ursprung von Gasteigers Werk – der Arbeit mit Ölfarbe. Das saugfähige Büttenpapier betont dabei den Prozess der Farbsättigung und Ölabscheidung, wodurch subtile Nuancen in Textur und Glanz entstehen. Jedes Werk wird so zu einem einzigartigen Dokument des künstlerischen Eingriffs – reduziert auf das Wesentliche, aber voller Komplexität.

Die Ausstellung „Öl auf Papier“ ist noch bis 7. Juni 2025 in der Galerie bechter kastowsky in Schaan zu sehen. Sie ist ein eindrucksvolles Beispiel für zeitgenössische, konzeptuelle Malerei – still, konzentriert und von grosser Präsenz.

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