In einem Beitrag im Vaterland vom 25. März zum Küeffer-Martis Huus macht sich Redaktor David Sele die inflationäre und negative Konnotation des Begriffs der sogenannten Verschwörungstheorie aus einer in Teilen wohl verunglückten Ausstellung offensichtlich zu eigen. Grund genug für eine Einordnung durch einen Blick in die jüngere und nicht mehr ganz so junge Vergangenheit.
Die Erde dreht sich um die Sonne, umfassende Zensur in sozialen Medien, COVID-19 kam womöglich aus einem Labor, selbst Geimpfte können andere anstecken, und die WHO versucht über die IGV die Souveränität von Staaten auszuhebeln: alles Verschwörungstheorien? Anfangs ja – bis sie plötzlich als wahr oder zumindest plausibel gelten. So manche Spinnerei von gestern wird zur Schlagzeile von heute.Die sogenannte Lab-Leak-Theorie zu SARS-CoV-2 galt einst als absurde Mär. Heute diskutieren seriöse Wissenschaftler dank Geheimdienst-Enthüllungen darüber.
Dass Geimpfte andere anstecken können, wurde zunächst als Querdenker-Märchen abgetan – bis die Datenlage selbst die kühnsten Faktenchecker verblüffte. Und dass Internetriesen mit Vorliebe freiheitlich-konservative Positionen zensierten? Damals bestenfalls rechte Paranoia, heute ein gut dokumentierter Skandal. Könnte es sein, dass sich Redaktor Sele in direkter Tradition der letztgenannten Zensoren sieht?
Galileo Galilei wäre amüsiert: Einst landete der Mann mit seiner heliozentrischen Theorie noch vor der Inquisition, heute würde er wohl den Nobelpreis bekommen – falls er nicht vorher schon auf Facebook gesperrt worden wäre.
Bei der berechtigten Kritik an den IGV der WHO wird die Einordnung in der Nachbetrachtung wahrscheinlich ähnlich ausfallen.
Wissenschaft lebt von Hypothesen, Verifikation und Falsifikation. Nicht jede schräge Idee hält der Prüfung stand, doch immer häufiger darf sich auch der größte Spinner bestätigt fühlen.
Aluhut ab – gerne auch in den verschwurbelten Schreibstuben.
Initiative A