Startseite InlandLandtagswahl Befragung vom Liechtenstein Institut zeigt, wie sich Wahlentscheidungen verändert haben

Befragung vom Liechtenstein Institut zeigt, wie sich Wahlentscheidungen verändert haben

Abstimmen

Die Landtagswahlen vom 9. Februar 2025 markieren einen Wendepunkt in der politischen Landschaft Liechtensteins. Eine aktuelle Analyse des Liechtenstein-Instituts offenbart die Hintergründe zu den Veränderungen im Wahlverhalten der Bürger.

Banner BM HP Occ v2 JPG

Besonders auffällig ist der dramatische Rückgang traditioneller Parteibindungen. Die einst als selbstverständlich geltende «Gewohnheitswahl» verliert zusehends an Bedeutung, während pragmatische Erwägungen in den Vordergrund rücken. Diese Entwicklung deutet auf eine zunehmende Volatilität des Wahlverhaltens hin, die das politische System Liechtensteins nachhaltig prägen könnte.

Ein besonderes Augenmerk verdient die Rolle der Regierungsteams im Wahlkampf. Bei der Vaterländischen Union (VU) nannten beeindruckende 67 Prozent der Wähler das Regierungsteam als Hauptgrund ihrer Wahlentscheidung. Im Vergleich dazu waren es bei der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) nur 37 Prozent. Die FBP-Wählerschaft legte stattdessen grösseren Wert auf das Landtagsteam (33 Prozent gegenüber 14 Prozent bei der VU).

Bemerkenswert sind auch die Wählerwanderungen zwischen den Parteien. Die FBP verlor überraschenderweise mehr Stimmen an die VU (17 Prozent) als an die Demokraten pro Liechtenstein (DpL) (14 Prozent). Als Hauptgrund für den Wechsel zur VU wurde in 91 Prozent der Fälle das Regierungsteam bzw. explizit Ernst Walch genannt. Die zur DpL gewechselten ehemaligen FBP-Wähler begründeten ihre Entscheidung hingegen überwiegend mit inhaltlich-programmatischen Aspekten.

Ein weiterer bemerkenswerter Trend ist die Öffnung des Geschlechtergrabens. Im Gegensatz zu 2021 zeigen sich 2025 bei allen Parteien deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede im Wahlverhalten. Der FBP fehlten dabei insbesondere die Stimmen von Frauen, während VU und die Freie Liste (FL) überdurchschnittlich gut bei weiblichen Wählern abschnitten.

Die DpL konnte einen bemerkenswerten Erfolg verzeichnen und gewann substantial Stimmen von beiden Grossparteien. Beachtlich ist dabei, dass die Mehrheit der DpL-Wählerschaft 2025 aus Neuwählern besteht, die erstmals ihre Stimme für die Partei abgaben. Die inhaltliche Ausrichtung der Partei erwies sich als attraktiv für Wähler aller anderen Parteien, mit Ausnahme der FL.

Die FL ihrerseits verlor etwa ein Drittel ihrer Wählerschaft von 2021 an die VU, hauptsächlich aufgrund des VU-Regierungsteams. Diese Verluste konnten nur teilweise durch Stimmen von Erstwählern ausgeglichen werden.

Auch die ideologische Landschaft zeigt Verschiebungen. Das Liechtenstein Institut geht davon aus, dass Wahlvolk insgesamt leicht nach rechts gerückt ist, was sich in der durchschnittlichen ideologischen Selbsteinschätzung von 5,39 (2025) gegenüber 4,96 (2021) auf der Links-Rechts-Skala widerspiegelt. Von dieser Entwicklung profitierte vor allem die DpL.

Wählerstromanalyse
Wählerstromanalyse basierend auf den Daten des Liechtenstein Instituts | Visualisierung: Gregor Meier

Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage des Liechtenstein-Instituts in Kooperation mit dem Liechtensteiner Vaterland, an der 1’424 Personen teilnahmen. Der extrem hohe Briefwahlanteil von 96,6 Prozent ermöglichte dabei eine frühe und präzise Erfassung des Wahlverhaltens.

Crowdfunding

Kommentar Abgeben

1