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16. Vernon Smith Prize verliehen

Prof. Dr. Henrique Schneider, Vibhu Vikramaditay, S.D. Prinz Mic
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Die Fürstliche Hofkellerei war gestern Abend Schauplatz für die Verleihung des sechzehnten Vernon Smith Prize durch den in Vaduz ansässigen liberalen Think Tank European Center of Austrian Economics Foundation (ECAEF). In diesem Jahr haben sich rund 75 Studierende aus verschiedenen Teilen der Welt am Essay-Wettbewerb beteiligt, der die Frage aufwirft: «Bewegen wir uns noch in einem Rechtsstaat (rule of law) oder werden wir vom Gesetz der Regeln (law of rules) beherrscht?»

Diese Fragestellung hat in den vergangenen Jahren verstärkt an Bedeutung gewonnen. In einem Rechtsstaat sind die grundlegenden Rechte und Pflichten aller Burger in einer Verfassung und in Gesetzen definiert. Im Sinne der Rechtsstaatlichkeit müssen Regierung und Verwaltung eines Rechtsstaats im Rahmen der Verfassung und Gesetze handeln. Ein Rechtsstaat hat demnach gegenüber den Bürgern für Rechtsgleichheit, Rechtssicherheit und die Gewährleistung von Grundrechten zu sorgen.

Seit Jahren lässt sich in vielen Ländern eine immer stärker zunehmende Bürokratisierung und Regulierung beobachten. Wie wirkt sich dies auf die Prinzipien eines Rechtsstaats aus? Eine ausgewählte Fachjury hat die eingereichten Essays begutachtet und schliesslich die überzeugendsten Essays ausgewählt.

Die Gewinner wurden von S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein (ECAEF-Stiftungsrat) und S.D. Prinz Michael von und zu Liechtenstein (ECAEF-Präsident) ausgezeichnet und geehrt:

  • Babatunde Onabjao (GBR)
  • Martin van Staden (ZAF)
  • Vibhu Vikramaditya (IND)

Babatunde Onabajo legt in der Beantwortung der Fragestellung seinen Fokus auf den «Kontraktualismus» (Vertragstheorie im Sinne der Lehre vom Gesellschaftsvertrag) und befasst sich dazu mit den Erkenntnissen des österreichischen Ökonomen und Sozialphilosophen Friedrich A. von Hayek. Die Vertragstheorie ist ein wesentlicher Zweig der Wirtschaftswissenschaften und untersucht das Verhältnis von Recht und Ökonomie.

Hayek ging der Frage nach, warum eine Marktwirtschaft bei der Festlegung von Preisen und der Zuteilung von knappen Ressourcen einer zentralen Planwirtschaft überlegen ist. In seinem Beitrag untersucht und begründet Onabajo dementsprechend verschiedene Aspekte von Hayeks Werk und dessen Beziehung zur Vertragstheorie und erklärt, welche Bedeutung die spontane Ordnung nach Hayek hat. Alsdann widmet Onabajo sich der Bedeutung und Rolle eines Rechtssystems in einer Marktwirtschaft und erläutert, was Hayek einst als Rechtsstaatlichkeit bezeichnete: eine gewisse Einschränkung einer Regierung durch eine Reihe von Regeln, um sie daran zu hindern, die freie Interaktion von Burgern zu beeinträchtigen.

Martin van Staden untersucht in seinem Essay die Bedeutung des Begriffs Rechtsstaat und auf welche Ziele ein solcher letztlich ausgerichtet sein muss. Dabei geht er auf den Konstitutionalismus ein. Das bedeutet, dass auch ein Staat dem Recht unterworfen sein muss und insbesondere die staatliche Macht rechtlichen Beschränkungen unterliegt. Jede geschriebene Verfassung unterscheidet sich zwar hinsichtlich Umfang und Ausmass dieser Begrenzung, aber es gibt einen universellen Kern von Regeln und Grenzen, denen ein jeder Staat unterworfen ist.

Dieser Kern ergibt sich aus dem Wesen und der Logik des Rechts selbst und wird als Rechtsstaatlichkeit bezeichnet. In Summe ist ein Rechtsstaat jene Rechtsinstitution, die weitestmöglich versucht, Willkür in der inhaltlichen Ausgestaltung, der Herstellung und Anwendung des öffentlichen Rechts zu minimieren.

Vibhu Vikramaditya geht darauf ein, wie die rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Revolution in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts-die sich gegen das Scheitern der allgemeinen Gleichgewichtsökonomie und der darauf aufbauenden Planwirtschaft richtete -die Bedeutung von Eigentumsrechten und Rechtsstaatlichkeit entscheidend hervorgehoben hatte. Er befasst sich mit diesem Wandel und nimmt eine kritische Neubewertung von traditionellen Vorstellungen im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Koordination und gesellschaftlicher Ordnung vor. In diesem Sinne untersucht Vikramaditya das Konzept der Rechtsstaatlichkeit als eine spontan entstandene Ordnung, die auf dem allgemeinen Vertrauen in abstrakte Regeln beruht, welche sich im Laufe der Zeit durch konsistente individuelle Handlungen bilden. Dabei betont er die organische, von unten nach oben verlaufende Entwicklung von Eigentumsrechten als dynamische soziale Konventionen, die durch gesellschaftliche Normen und kollektive Lernprozesse geprägt sind.

Der Liechtensteinische Think Tank European Center of Austrian Economics Foundation (kurz: ECAEF) hat mit dem diesjährigen Vernon Smith Prize Essaywettbewerb junge Studierende aus aller Welt motiviert, sich mit der sehr aktuellen Themenstellung zu befassen und dazu klare und logisch konsistente Thesen zu entwickeln.

Der ECAEF-Stiftungsrat gratuliert den Preisträgern herzlich und richtet seinen Dank auch an allen Teilnehmenden, die ihre Essays eingereicht haben.

Weiterführende Informationen

European Center of Austrian Economics Foundation (ECAEF) ist ein liberaler Think Tank mit Sitz in Vaduz. ECAEF begrüsst die Tradition der Österreichischen Schute der Nationalökonomie und fordert durch verschiedene Aktivitäten das Verständnis dieser sozioökonomischen Theorie. ECAEF steht für Eigenverantwortung, freie Marktwirtschaft und ein sinnvolles Mass an staatlichen Aktivitäten und möchte die Öffentlichkeit zur positiv-kritischen Auseinandersetzung mit verschiedenen gesellschaftsrelevanten Themen bewegen. ECAEFs Ziel ist, alternative Lösungsmöglichkeiten für Probleme unserer Zeit aufzuzeigen.

Der Vernon-Smith-Prize ist nach Vernon L. Smith, Professor am Economic Science Institute der Chapman University, Kalifornien (USA), benannt. Smith war gemeinsam mit D. Kahneman der Gewinner des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften des Jahres 2002. Smith gilt weltweit als der Begründer der Behavioral Finance und Experimental Economics.

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