Startseite AuslandEuropa Andreas Treichl: «Diese Leute sind dumm!»

Andreas Treichl: «Diese Leute sind dumm!»

Andreas Treichl am Forum Alpbach 2023
Werbung im Landesspiegel

Am Rande der Preisverleihung sprach Mag. Andreas Treichl, Präsident des Europäischen Forums Alpbach und längjähriger Vorstandsvorsitzender der Erste Bank über die Wichtigkeit von finanzieller Bildung. Treichl, der in der Bankenbranche eine lange Karriere hinter sich hat, betonte die warnte vor den negativen Auswirkungen eines Mangels an finanziellem Verständnis.

Europa wird oft als der sozial am ausgewogensten Kontinent betrachtet, da es Wohlstand für möglichst viele Menschen ermöglicht. Andreas Treichl betonte jedoch, dass Europa aufgrund eines Mangels an finanzieller und wirtschaftlicher Bildung auf dem Weg nach unten ist. Ein alarmierendes Beispiel für diese Problematik ist das Vorhandensein von 8 Billionen Euro an Spareinlagen in europäischen Banken, die seit 15 Jahren praktisch keine Rendite abwerfen. Dies ist hauptsächlich auf die anhaltenden negativen Zinssätze zurückzuführen, die seit 50 Jahren bestehen.

Die Verluste, die im Laufe dieser 15 Jahre aufgrund dieser Situation entstanden sind, sind geradezu schockierend. Ganze 8 Billionen Euro sind buchstäblich «verschwendet» worden, hauptsächlich aufgrund eines Mangels an finanzieller Bildung. Menschen wurden über Jahre von Politikern ermutigt, ihr Geld in Banken zu deponieren, mit der Zusicherung, dass es dort sicher sei. Treichl betonte jedoch, dass er auch er in seiner Funktion bei der Erste Group, vielen Jahren keine Zinsen mehr an die Kunden gezahlt habe. Die Menschen investieren entweder in Zinsprodukte oder in Immobilien, aber in nichts anderem. Dies sei eine absolute Katastrophe.

Treichl warnte davor, dass dies die soziale Struktur Europas gefährdet. Diejenigen, die am meisten unter dieser Situation leiden, sind nicht die Armen, da sie kaum Ersparnisse haben, und auch nicht die Reichen, da sie wissen, wie man sein Geld gewinnbringend investiert. Die Hauptbetroffenen sind wahrscheinlich die Menschen der Mittelschicht. Diese Schicht bröckelt aufgrund des Gefühls, in Europa immer weniger privilegiert zu sein.

Die mangelnde finanzielle Bildung in Europa wird somit zu einem ernsthaften politischen Problem. Andreas Treichl zitierte den österreichischen Zentralbankgouverneur, der feststellte, dass Österreicher ihre Ersparnisse nicht gewinnbringend anlegen, sondern stattdessen hohe Zinsen aufnehmen. Treichl betonte, dass es unverantwortlich ist, bei einer Inflationsrate von 2% ein variables Darlehen aufzunehmen, wenn man zu einem festen Satz von 1,4 % für 30 Jahre leihen kann. Dies zeuge von einem eklatanten Mangel an finanziellem Verständnis.

«Die Menschen, die in der Niedrigzinsphase, als ihnen ein Fixzinskredit mit 1.4 % für 30 Jahre angeboten wurde, lieber das Risiko eines variablen Kredits einigen, diese Menschen sind dumm!

Andreas Treichl

Abschliessend unterstrich Andreas Treichl die Dringlichkeit, in konservative Investitionen zu diversifizieren, insbesondere in Aktien über Indexfonds. Er betonte, dass man dies direkt tun sollte, um unnötige Gebühren zu vermeiden. Mit der richtigen finanziellen Bildung könnten Europäer in den letzten 15 Jahren aus den 8 Billionen Euro in Spareinlagen erstaunliche 16 Billionen Euro gemacht haben.

Fragen?

Hat er seinen Bankberatern gesagt: «Ihr dürft keine Yen-Kredite mehr verkaufen»? Hat er ihnen gesagt: «Verkauft doch keine Variablen Kredite». Ich denke schon, dass viele – gerade unerfahrene Menschen – auf ihren Bankberater gehört haben. Viele Berater haben gesagt, dass die Zinsen nie mehr auf ein Niveau von 4 % steigen werden. Ich habe das selbst gehört. Was sollen die Kunden da glaube?

Die Botschaft von Andreas Treichl ist klar: Europa muss dringend in die finanzielle Bildung seiner Bürger investieren, um den sozialen Zusammenhalt zu bewahren und die wirtschaftliche Prosperität für alle sicherzustellen.

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