Gestern war ein trauriger Tag für alle Elektroauto-Besitzer in Liechtenstein. Vor allem für diejenigen, die kürzlich E-Auto angeschafft haben, im guten Glauben an die steuerlichen Vorteile.
Die Regierung hat in ihrer Sitzung einen Vernehmlassungsbericht verabschiedet, mit dem Ziel, steuerliche Bevorzugung von Autos mit alternativen Antrieben abzuschaffen. Die Regierung begründet dies durch eine gerechte Anwendung des Verursacherprinzips. Elektroautos seien schwerer und würden dadurch mehr Strassenschäden verursachen. Zudem steige der Anteil an Elektroautos, was zu niedrigeren Einnahmen führe.
Als Ausgleich für die höhere Motorversicherungssteuer soll während einer Übergangsfrist von 5 Jahren ein höherer Gewichtsabzug gewährt werden.
Als ehemaliger E-Auto-Besitzer möchte ich dazu auch meine persönliche Meinung kundtun und erläutern, warum dieses Vorgehen nicht sinnvoll ist.
Wieviel teurer ist ein Elektroauto?
Vor einigen Jahren war es noch so, dass es das selbe Model eines Herstellers mit konventionellem als auch mit Elektroantrieb gab. Da waren die Preisunterschiede sichtbar. Heute gibt es das defacto nicht mehr. Die Elektroautos werden speziell konzipiert. Das macht auch Sinn, denn viele Elemente sind einfach anders und es macht einen Unterschied, ob man ein Elektroauto hat, dass von Grund auf als solches entwickelt wurde, oder ein «eigentlich» Benziner, der einen Elektromotor bekommen hat. Zudem wird so der Preisunterschied nicht mehr so klar sichtbar. Den Vergleich hier erschwert das nun etwas.
Es gibt aber noch ein paar Autos, die es mit Benzinmotor und mit alternativen Antrieben gibt. Als erstes schauen wir uns einmal den Volvo XC40 an:
Volvo XC40 Elektrisch | Volvo XC40 Benzin | Unterschied | |
Basis-Variante | 52’800.- | 43’750.- | 9’050.- |
Premium-Variante | 65’000.- | 47’100.- | 17’900.- |
Natürlich ist das ein Premium-Fahrzeug, hier ist natürlich die Konkurrenzsituation anders und der XC40 Recharge ist mit seinen 400 PS auch deutlich stärker motorisiert und – wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann – ein tolles Auto.
Vergleicht man die Preisunterschiede im untersten Segment. Hierzu bietet sich der VW up an, den es elektrisch und mit Benzinmotor gibt.
VW e-up | VW up | Unterschied | |
Basis-Variante | 28’400.- | 18’600.- | 9’800.- |
Premium-Variante | gibt es nicht | 19’500.- | 8’900.- |
In der Basis-Variante kostet der e-up 9’800.- Franken mehr als das gleiche Auto mit einem fossilen Antrieb. Anders ausgedrückt 52% mehr muss man für den Elektroantrieb hinlegen. Ein Kleinstwagen ist kein Spass-Auto, sowas kauft man, weil man auf ein Auto angewiesen ist und da packt wohl jeder den Taschenrechner aus.
Als potenzieller Autokäufer muss man natürlich nicht nur die Anschaffungskosten rechnen, sondern auch die laufenden Unterhaltskosten. Das war früher, als ich noch Elektroauto gefahren bin, auch deutlich eindeutiger. An vielen Stellen konnte man sein Fahrzeug kostenlos laden, es gab Flat-Rate-Abos für Ladekarten und selbst wenn man zu Hause geladen hat, und nur selten unterwegs mit einer Pay-As-You-Go-Karte, waren die Preise bezahlbar.
Fast alle Gratis-Ladesäulen in der Region sind mittlerweile verschwunden. Die Strompreise in Liechtenstein haben sich fast verdoppelt und auch die Ladenetzwerke wie Shell-Recharge oder Plugsurfing haben die Preise deutlich angehoben. An manchen Schnelladesäulen zahlt man bereits über 80 Rappen für eine KW/h. Mein XC40 verbrauchte rund 30 kw/h auf 100km. Das macht 24 Franken. Die Benzin-Variante braucht für die gleiche Strecke, vielleicht sagen wir 8 Liter, macht 14 Franken.
Warum ich mein Elektroauto abgeschafft habe
5 Jahre lang bin ich Elektroauto gefahren und ich habe es sehr gefeiert. Als erstes hatte ich einen Tesla S, dann einen Kia Soul und zuletzt einen Volvo XC40 Recharge. Das erste Jahr mit dem Tesla habe ich fast immer und überall gratis geladen. Zusätzliche Stromkosten waren vielleicht 50.- Franken im Jahr – eher weniger.
Im November 2021 flatterte dann eine Rechnung von der Ladekarte mit CHF 281.- herein – für einen Monat! Es geht aber nicht nur um die Kosten, ich erwarte nicht, dass ich immer und überall gratis laden kann. Anfang Dezember bin ich dann nachts um 3:00 Uhr von Zürich nach Hause. Der Strom reichte nicht für die Fahrt, weil es halt kalt ist im Winter und die Reichweite deutlich geringer ist. An der ersten Ladesäule auf der Autobahn, konnte ich nicht laden, weil die Säule ausser Betrieb war. Die zweite Lademöglichkeit auf der Strecke war dann durch einen anderen Elektroautofahrer belegt, der gerade erst mit dem Laden begonnen hatte und eine zweiter wartete schon vor mir. Ich habe mich dann entschlossen, weiterzufahren, es gab noch eine Lademöglichkeit innerhalb der Restreichweite. Aber ich musste 80 fahren, um die zu erreichen und wäre, da das Laden auch nicht möglich gewesen, hätte ich den TCS rufen müssen.
Da war für mich klar – das Elektroauto muss weg! Es sind ja nicht nur die Stromkosten. Die Kaskoversicherung ist teurer, weil ja der Anschaffungspreis höher ist und der Reifenverbrauch ist merklich grösser, wegen des höheren Gewichts.
Was müsste man tun?
Ich wäre der erste, der sofort wieder ein Elektroauto anschafft, wenn es wirtschaftlich irgendeinen Sinn ergibt. Alle drei waren tolle Autos und ich bin gerne bereit, einige Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Dafür darf es aber nicht so viel teurer sein, als ein fossil angetriebenes Fahrzeug.
Wenn die Regierung möchte, die Leute verstärkt auf alternative Antriebe setzten, ich sage nicht dass sie das mögen muss, aber wenn sie es möchte, dann müsste sie entsprechend eingreifen. Die Abschaffung einer versprochenen Steuerbegünstigung hilft da wenig. Ebenso die nun zugesagte Förderung von Wall-Boxen.
Und das sollt nicht nur auf Elektroautos beschränkt werden. Wasserstoffautos sind im Vergleich nicht so viel teurer als entsprechende Benzin-Varianten. Aber wenn die nächste Tankstelle in St. Gallen ist, dann ist das halt auch keine sinnvolle Alternative. Das wäre doch eine Idee, eine Wasserstoff-Tankstelle in Liechtenstein.
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Zitat aus einem Leserbrief aus dem Volksblatt vom 28. 09. 2022 von Gerhard Matt, der die Problematik auch heute noch sehr schön auf den Punkt bringt und aus dem ich mir erlaube, zu zitieren:
«Aktuell plant die Regierung, die neue Motorfahrzeugsteuer vom Gewicht und von der Leistung abhängig zu machen. Im Elektro-PKW-Bereich ist das jedoch der falsche Ansatz. Fahrzeuggewicht und Leistung haben hier keinen nennenswerten Einfluss auf den Verbrauch. Die Lenkungswirkung der neuen Motorfahrzeugsteuer geht in die falsche Richtung. Ein Tesla Model 3 hat 3x mehr Leistung und ein höheres Gewicht als ein Renault ZOE und trotzdem benötigt es ca. 10 Prozent weniger Energie/100km. Der Verbrauch des Ferrari F8 ist 7x höher als der des Tesla Model 3. Trotzdem liegen die zukünftigen Steuern in einem ähnlich hohen Bereich (1184/1612 Franken Vollbesteuerung). Für ein Fiat 500 Elektroauto muss künftig 278 Franken und für einen Tesla Model 3 1184 Franken bezahlt werden. Die beiden Fahrzeuge haben annähernd dieselben Verbrauchswerte. Ich empfehle der Regierung, das Prinzip der Fahrzeugsteuer-Berechnung des Kantons Neuenburg heranzuziehen. Dort ist die CO2-Emission massgebend. Die nachfolgende kurze Übersicht soll zeigen, Gewicht und Leistung korrelieren nicht mit dem Verbrauch eines Elektro-Fahrzeugs. Benzin:
Der Ferrari F8 hat eine max. Leistung von 530kw und wiegt 1700kg. Er verbraucht 12,9 Liter (~110kwh).
Der VW Polo hat eine max. Leistung von 60kw und wiegt 1570kg. Er verbraucht 4,5 Liter (~38kwh). Der Fiat Panda hyp. hat eine max. Leistung von 51kw und wiegt 1420kg. Er verbraucht 5 Liter (~42kwh). Elektro:
Der Fiat 500E hat eine Leistung von 87kw und wiegt 1760kg. Er verbraucht 14kwh (~1,6Liter). Der Renault ZOE hat eine max. Leistung von 80kw und wiegt 1988kg. Er verbraucht 16,3kwh (~1,9liter). Der VW e-up hat eine max. Leistung von 61kw und wiegt 1535kg. Er verbraucht 14,5kwh (~1,7Liter). Das Tesla Model 3 hat eine max. Leistung von 240kw und wiegt 2100kg. Es verbraucht 14,3kwh (~1,6Liter).
Der Ford Mustang E (SUV) hat eine Leistung von 200kw und wiegt 2600kg. Er verbraucht 16,5kwh (~1,9Liter).»
Aktuell sind ja praktisch alle Fahrzeuge, die Hybrid. Plug-in Hybrid oder Elektro (BEV) sind, von der Strassensteuer befreit. Aufgrund der starken Zunahme der Elektrofahrzeuge ist natürlich klar, dass Steuersubstrat verlorengeht und da auch Elektroautos die Strassen beanspruchen und diese erhalten werden müssen, kann und konnte das mit der Steuerbefreiung natürlich nicht ewig so weitergehen. Angemerkt sei, dass es eine so starke Förderung von Fahrzeugen, die nicht reine Elektrofahrzeuge sind, in wohl keinem anderen Land gab und auch in vielen Kantonen der Schweiz war diese immer befristet, womit Käufer eines Elektroautos also genau wussten, womit sie «rechnen» müssen.
Was aber die Pläne der Regierung angeht, so soll hier wohl jetzt das Kind gleich mit dem Bade ausgeschüttet werden, denn im Ergebnis werden verbrauchsstarke Verbrenner steuerlich gegenüber reinen Elektrofahrzeugen, die aufgrund des nun einmal erforderlichen Akkus per se und im Vergleich zu einem gleichwertigen Verbrenner immer relativ schwerer sind, bevorzugt. Zwar soll jetzt für eine Übergangszeit das Gewicht von Elektrofahrzeugen nur zu 50% bei der Steuerberechnung berücksichtigt werden, aber es ist eben nur eine Übergangszeit von fünf Jahren. Das Argument, dass die Strassen von schweren Fahrzeugen stärker belastet werden, ist ja richtig, aber dasselbe gilt für höhere Geschwindigkeiten. Pläne für die Einführung von Tempo 30 habe ich zumindest in den Regierungsplänen zur Schonung der Landesstrassen keine gesehen.
Besonders nachteilig wird die Kombination des Gewichts dann noch mit der Leistung der Elektrofahrzeuge. Aufgrund des höheren Gewichts benötigen diese Fahrzeuge jedoch schon etwas Leistung, um vom Fleck zu kommen, was technisch relativ simpel ist und keinen V8 erfordert. Die im zitierten Leserbrief vorgeschlagene Besteuerung nach Gewicht wäre ja in Ordnung, wenn dann der Energieverbrauch in kWh (oder der CO2-Ausstoss in Gramm/100 km) gemessen steuermindernd oder bei Verbrennern steuererhöhend berücksichtigt würde. So aber sind die Pläne ein Geschenk an Fahrer von leistungsstarken und meist lauten Verbrennern. Es wäre wesentlich zuführender und auch von der Berechnung der Steuer her einfacher, sich bei der Besteuerung am CO2-Ausstoss nach WLTP-Verbrauch zu orientieren und allen Fahrzeugen eine Mindestteuer aufzuerlegen, die sich dann je nach CO2-Ausstoss (denn auch die Produktion von Strom verursacht – mindestens noch – den Ausstoss von CO2) erhöht – wie dies meines Wissens der Kanton Neuenburg in der Schweiz tut. Damit würde die von der Regierung zwar offiziell gewünschte, aber mit diesen Plänen praktisch aufgegebene Lenkungswirkung zugunsten von Elektrofahrzeugen grösstenteils erhalten bleiben.
Bei der Besteuerung nach Gewicht ist auch besonders ärgerlich, dass familientaugliche Fahrzeuge wie z.B. VW Sharan o.ä. relativ viel wiegen, die es aber – noch – selten mit Elektroantrieb gibt (also die Minderung um 50% nicht greift) und somit Familien besonders belastet werden, während ein Leichtbau-Kohlefaser-Sportwagen hier auch noch Vorteile hat – trotz einen hohen CO2-Ausstosses.
Was nun den Kommentar «Abschaffung der steuerlichen Bevorzugung von Elektroautos – Mit Kommentar und Rechnung» angeht – nein, ich erwarte nicht, dass die Regierung dafür sorgt, dass ich als Elektroautofahrer auf Kosten der Allgemeinheit billiger fahre – und ich werde mein Elektrofahrzeug ganz sicher nicht wieder abschaffen, nur weil es nach der (womit auch immer begründeten) Strompreiserhöhung (pardon: -verdoppelung) durch die LKW im Verhältnis möglicherweise teurer ist als ein Verbrenner. Ich sehe es als einen Luxus, so ein Fahrzeug zu fahren und geniesse die Laufruhe und die verzögerungsfreie Beschleunigung. Wenn ich im Land wirklich günstig von A nach B kommen will, dann nehme ich die LieMobil oder das Velo. Natürlich wären hier beim ÖV gerade bei Verbindungen nach Österreich oder in die Schweiz Verbesserungen mehr als wünschenswert, Stichwort S-Bahn und Busbevorzugungsspuren. Und ein Ausbau der Radwege und Bevorzugung von Velofahrern mit durchgehenden und sicheren Radwegen ohne 3mm-Felgenkiller-Bordsteinkanten wären auch dringend erforderlich. Hier könnte die Regierung doch die zusätzlichen Einnahmen aus der Strassensteuer investieren, um sichere und für Pendler überzeugende Alternativen zum Auto zu schaffen. Hier könnte man ja einmal auf die zahlreichen Vorschläge des VCL zurückgreifen, da muss das Rad (im wahrsten Sinne des Wortes) nicht neu erfunden werden.