Startseite Ausland EU plant Verbot von Veggi-Wurst und Soja-Schnitzel

EU plant Verbot von Veggi-Wurst und Soja-Schnitzel

Das Europäische Parlament hat mit knapper Mehrheit für ein Verbot klassischer Fleischbezeichnungen bei pflanzlichen Ersatzprodukten gestimmt. Künftig könnten Begriffe wie „Veggie-Wurst“, „Soja-Schnitzel“ oder „pflanzlicher Burger“ in der EU untersagt werden. 355 Abgeordnete stimmten für die neue Regelung, 247 dagegen. Ziel der Befürworter ist nach eigenen Angaben mehr „Transparenz für Verbraucher“ und eine „Anerkennung der Arbeit traditioneller Landwirte“.

Vertreter der konservativen und agrarfreundlichen Fraktionen argumentieren, dass Bezeichnungen wie „Wurst“ oder „Schnitzel“ untrennbar mit Fleischprodukten verbunden seien. Verbraucher könnten durch die Namensgebung von pflanzlichen Alternativen in die Irre geführt werden. „Wer ein Schnitzel kauft, erwartet Fleisch – keine Sojabasis“, erklärte ein Abgeordneter der Europäischen Volkspartei. Die Neuregelung solle zudem verhindern, dass die jahrzehntelange Arbeit der europäischen Viehhalter und Metzger entwertet werde.

Ganz anders bewerten Verbraucherschützer, NGOs und Unternehmen der Lebensmittelbranche den Beschluss. Sie sehen darin ein Zugeständnis an die Fleischindustrie und warnen vor negativen Folgen für Verbraucher, Innovation und Klimaschutz. Pflanzliche Produkte seien inzwischen ein wichtiger Teil einer nachhaltigen Ernährung – ein Verbot etablierter Begriffe würde die Vermarktung erschweren und Verwirrung schaffen.
„Niemand glaubt ernsthaft, dass eine ‚Veggie-Wurst‘ aus Fleisch besteht“, sagte ein Sprecher der Europäischen Verbraucherorganisation (BEUC). „Das Verbot nützt nicht den Konsumenten, sondern schützt nur alte Marktstrukturen.“

Bereits 2020 hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass pflanzliche Lebensmittel Bezeichnungen wie „Burger“ oder „Wurst“ verwenden dürfen, sofern keine Irreführung vorliegt. Auf dieser Grundlage sind viele der derzeit im Handel befindlichen Produkte benannt. Die jetzige Abstimmung des Parlaments steht daher im Spannungsfeld zu dieser Rechtsprechung.

Allerdings ist die Entscheidung noch nicht endgültig. Der Beschluss geht nun in die sogenannten Trilog-Verhandlungen mit den EU-Mitgliedsstaaten und der EU-Kommission. Erst danach steht fest, ob das Verbot tatsächlich in Kraft tritt oder abgeschwächt wird.

Der Streit um „Veggie-Wurst“ und „Soja-Schnitzel“ ist längst mehr als eine Frage der Etikettierung. Für die einen geht es um Transparenz und Tradition, für die anderen um Fortschritt, Klimaschutz und die Freiheit der Verbraucher. Die endgültige Entscheidung dürfte zeigen, welchen Kurs die EU in Sachen Ernährung künftig einschlägt – konservative Bewahrung oder nachhaltige Modernisierung.

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