Startseite Ausland UNRWA-Chef warnt vor humanitärer Katastrophe und Finanzkrise

UNRWA-Chef warnt vor humanitärer Katastrophe und Finanzkrise

«Beenden Sie dieses Höllenszenario» – mit diesen eindringlichen Worten wandte sich Philippe Lazzarini, Chef des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), in New York an die internationale Gemeinschaft. Er warnte vor einer dramatischen Verschärfung der Lage im Gazastreifen und im Westjordanland, sollte die Unterstützung für seine Organisation weiter ausbleibe

Lazzarini kritisierte dabei insbesondere den drastischen Rückgang arabischer Beiträge: «Ende August machten sie nur noch drei Prozent unseres Gesamteinkommens aus«, sagte er. Zwar hofft er auf Nachzahlungen gegen Jahresende, dennoch drohten drastische Kürzungen, sollten die Mitgliedsstaaten nicht umgehend handeln.

Neben der finanziellen Lage thematisierte der UNRWA-Chef die anhaltenden israelischen Militäraktionen im Westjordanland. In den Flüchtlingslagern Jenin und Tulkarem sei es infolge von Militäroperationen zur grössten Vertreibung seit 1967 gekommen. «Unsere Mitarbeitenden können diese Camps derzeit nicht betreten, was auch unsere Arbeit massiv einschränkt«, so Lazzarini.

Auf die Frage nach der internationalen Anerkennung Palästinas als Staat betonte er, dass dies nur dann eine positive Wirkung habe, wenn es mit einem echten politischen Engagement einhergehe. „Eine Anerkennung darf nicht symbolisch bleiben, sie muss Teil einer ernsthaften Bemühung sein, den Konflikt wieder ganz oben auf die internationale Agenda zu setzen«, erklärte er.

Mit Blick auf die humanitäre Lage im Gazastreifen sprach Lazzarini von einer von Menschenhand geschaffenen Hungersnot. Der Weg aus der Krise sei politisch: «Wir brauchen sofort einen Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln – und ein Ende dieses Krieges.» Eine Möglichkeit eines Gesprächs mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sieht er nicht, da die israelische Regierung sämtliche Kontakte mit der UNRWA abblockt.

«Beenden Sie dieses Höllenszenario»

Philippe Lazzarini

Trotz der anhaltenden Angriffe auf seine Organisation zeigte sich Lazzarini überzeugt, dass das UNRWA-Mandat von der UN-Vollversammlung verlängert werde. «Die politische Unterstützung ist da, aber ohne die notwendigen Ressourcen bleibt sie wirkungslos«, warnte er.

Für die Zukunft sieht der UNRWA-Chef die Rolle seiner Organisation auch im Wiederaufbau Gazas. «Ohne unsere Expertise, etwa bei der Betreuung von hunderttausenden traumatisierten Kindern, riskieren wir, den Boden für künftige Gewalt zu bereiten«, sagte er.

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