Parteifreunde des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez stehen im Mittelpunkt eines Schmiergeldskandals. Trotzdem ist Sánchez entschlossen, weiterzumachen. Santos Cerdán, enger Vertrauter von Sánchez und Nummer Drei der regierenden Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE), ist zurückgetreten. Ihm werden von Ermittlern schwerwiegende Vorwürfe gemacht: Cerdán soll über Jahre hinweg Schmiergelder für staatliche Aufträge kassiert haben – ein grosser Korruptionsskandal für die linke Regierung Spaniens.
Die Opposition ist empört: Der Chef der konservativen Volkspartei (PP) nennt Sánchez einen «Mafiaboss» und fordert seinen Rücktritt. Doch bisher fehlen die nötigen Stimmen für ein Misstrauensvotum. Die Zukunft der Regierung hängt davon ab, wie sich die Kleinparteien verhalten, die Sánchez› Minderheitsregierung unterstützt haben.
Sánchez geht in die Offensive: Diese Woche wird er mit den Parteien beraten. Er verkündet: Es wird weder Rücktritt noch vorgezogene Wahlen geben. Sánchez lobt seine Regierung als eine der saubersten in der Geschichte Spaniens. Er will die Parteifinanzen extern prüfen lassen und den Parteivorstand umstrukturieren. Es sei eine Krise der Partei, nicht der Regierung.
Die Affäre ist ein Rückschlag für Sánchez. Sowohl Cerdán als auch sein Vorgänger Josė Luis Ábalos, denen Korruption vorgeworfen wird, waren enge Vertraute des Ministerpräsidenten. Auch Sánchez› Frau, sein Bruder und der von seiner Regierung ernannte Generalstaatsanwalt werden untersucht. Sánchez spricht von «Lawfare» und Schmutzkampagnen. Sein Image als Korruptionsbekämpfer ist angekratzt – auch innerhalb der eigenen Partei.
Einige Genossen finden die angekündigten Reformen unzureichend und fordern einen Neuanfang. Die einflussreichen Stadt- und Regionalchefs der PSOE befürchten negative Auswirkungen auf die wichtigen Regionalwahlen im Mai 2027 und setzen sich bereits für vorgezogene Wahlen ein.