Nach dem verheerenden Felssturz oberhalb von Blatten im Lötschental hat der Führungsstab am Abend in der Turnhalle von Ferden über die aktuelle Lage informiert. Der Tenor der Pressekonferenz war klar: Die Situation bleibt angespannt, die Gefahr ist nicht vorbei, und die Dimension der Naturkatastrophe ist gewaltig.
Valentin Werlen, Gemeindepräsident von Ferden, bezeichnete den gestrigen Tag als einen rabenschwarzen Tag. Die Anzeichen seien unmissverständlich gewesen: «Die Zeichen standen auf Sturm, die Gefahr war akut», so Werlen. Der Berg habe unter ächzendem Getöse in mehreren Etappen nachgegeben, Millionen Kubikmeter Geröll seien in die Tiefe gestürzt – zusammen mit dem Birchgletscher. Das Gesamtvolumen sei kaum fassbar: Drei Millionen Kubikmeter Material hätten sich talwärts bewegt, selbst in Lastwagen gerechnet eine abstrakte Zahl, sagte Werlen. Nun aber werde diese Zahl real – und brutal sichtbar.

Die Folgen sind dramatisch: Der Flusslauf der Lonza ist durch den gewaltigen Schuttkegel blockiert, hinter dem Geröll hat sich ein aufstauender See gebildet. «Der Pegel steigt weiter an», so Werlen. Häuser, die dem unmittelbaren Abgang zunächst entgangen waren, werden nun vom Wasser überflutet. Die Lage sei weiterhin unberechenbar. Noch immer lösen sich Steine vom Nesthorn, und ein direkter Einsatz im betroffenen Gebiet sei wegen der Instabilität unmöglich. «Wir sind weitgehend zur Observation verbannt, machtlos, pure Ohnmacht», erklärte der Gemeindepräsident.
Guillaume Favre-Bulle und Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren bestätigten die prekäre Lage. Die Bewegungen des Gesteins und die Entwicklung des aufgestauten Sees würden laufend überwacht. Weitere Felsabbrüche seien nicht auszuschliessen.
Divisionär Raynald Droz, Kommandant der Territorialdivision 1, erklärte, dass die Armee aktuell nicht direkt im Katastrophengebiet eingreifen könne. «Die Gefahr für die Einsatzkräfte ist zu gross. Wir wollen keine Menschenleben verlieren.» Die Armee sei jedoch in Bereitschaft, um auf Anweisung der zivilen Behörden Hilfe zu leisten – etwa bei der Räumung verschütteter Gebiete oder beim Abpumpen von Wasser. «Wir helfen dabei, Schritt für Schritt den Weg zurück in die Normalität zu gehen», so Droz.
Staatsrat Stéphane Ganzer (Sicherheit) und Staatsrätin Franziska Biner (Finanzen) waren ebenfalls an der Medienkonferenz anwesend. Sie betonten die enge Zusammenarbeit zwischen den kantonalen Behörden, der Gemeinde und den Rettungsdiensten. Auch die finanzielle Unterstützung für betroffene Einwohnerinnen und Einwohner werde geprüft.
Die Lage bleibt dynamisch. Die Behörden appellieren an die Bevölkerung, sich strikt an die Anweisungen zu halten und das betroffene Gebiet zu meiden.