Das Amt für Statistik hat heute die Ergebnisse der Gesundheitsbefragung 2022 vorgestellt, die einen umfassenden Einblick in die Gesundheit und das Verhalten der liechtensteinischen Bevölkerung gibt. Die Befragung, die alle fünf Jahre durchgeführt wird, umfasste 982 zufällig ausgewählte Personen. Im Fokus standen Gesundheitszustand, Verhaltensweisen und die Nutzung des Gesundheitssystems. Die wichtigsten Erkenntnisse werden hier zusammengefasst.
Zunahme bei informeller Unterstützung
Eine der auffälligsten Entwicklungen ist der Anstieg von Personen, die auf informelle Hilfe angewiesen sind. 2022 gaben 17 % der Bevölkerung an, innerhalb der letzten zwölf Monate Unterstützung durch Verwandte, Bekannte oder Nachbarn benötigt zu haben. Dies stellt beinahe eine Verdoppelung im Vergleich zu 2017 dar (9 %). Der Anteil an Personen, die selbst Hilfe leisten, blieb hingegen unverändert bei 39 %.
Gesundheitszustand der Bevölkerung: Mehrheit fühlt sich gesund
Die Mehrheit der Liechtensteiner bewertet ihren Gesundheitszustand positiv: 86 % gaben an, dass sie sich gut oder sehr gut fühlen. Dennoch berichteten 37 % über eine chronische Krankheit oder ein langfristiges gesundheitliches Problem, wobei Allergien (31 %) am häufigsten genannt wurden. Bluthochdruck ist ebenfalls ein häufiges Leiden, das bei 32 % diagnostiziert wurde.
Körperliche Beschwerden sind weit verbreitet, wobei 56 % davon betroffen sind – 23 % mit starken und 33 % mit leichten Beschwerden. Psychische Probleme spielen eine geringere Rolle: Lediglich 5 % leiden unter einer hohen psychischen Belastung. Medikamentenkonsum ist ebenfalls weit verbreitet; über die Hälfte der Bevölkerung (52 %) nahm in den letzten sieben Tagen vor der Befragung Medikamente ein.
Nutzung und Qualität des Gesundheitssystems
Die Qualität des Gesundheitssystems wird durchweg positiv wahrgenommen. Bei Allgemeinärzten bewerteten 97 % der Patienten ihren letzten Besuch als ausgezeichnet, sehr gut oder gut. Ähnlich positiv fielen die Bewertungen bei Fachärzten (96 %) und Gynäkologen (95 %) aus. Psychische Gesundheitsprobleme führten bei 7 % der Befragten zu ärztlichen Behandlungen, wobei Frauen häufiger betroffen waren als Männer.
Verhaltensweisen und Risiken: Bewegung und Konsumgewohnheiten
Die Ergebnisse zeigen, dass Männer (43 %) häufiger trainieren als Frauen (29 %). Gleichzeitig ist die durchschnittliche tägliche Sitzzeit gestiegen. 28 % der Befragten sitzen 4 bis 5 Stunden pro Tag, während Männer (19 %) doppelt so oft in der höchsten Kategorie von mehr als 10 Stunden vertreten sind wie Frauen (11 %).
Beim Fleischkonsum zeigt sich ein klarer Rückgang: Während 2017 noch 18 % täglich Fleisch assen, liegt dieser Anteil 2022 bei nur 11 %. Auch der Konsum von gezuckerten Getränken hat tendenziell abgenommen. Dennoch bleibt Rauchen eine Konstante, denn 23 % der Bevölkerung rauchen weiterhin, ähnlich wie in den Vorjahren.
Psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz
Ein Bereich, der vermehrt Aufmerksamkeit verdient, sind psychosoziale Risiken bei der Arbeit. Fast die Hälfte der Berufstätigen berichtet von Stress durch das gleichzeitige Bewältigen mehrerer Aufgaben. Rund 40 % empfinden Zeitdruck und Schwierigkeiten, sich Pausen zu nehmen. Weitere Belastungsfaktoren sind das Verbergen von Gefühlen und widersprüchliche Arbeitsanweisungen. Dagegen wird eine angemessene Würdigung der Arbeit und die Unterstützung durch Vorgesetzte seltener als problematisch empfunden.
Weitere Erkenntnisse: Umgang mit Einsamkeit und Pandemie
Im Kontext der Covid-19-Pandemie gaben 80 % der Befragten an, dass sie sich hinsichtlich Einsamkeit nicht stärker betroffen fühlen als vor der Pandemie. 10 % fühlten sich jedoch häufiger einsam, während sich ein ebenso grosser Anteil sogar weniger einsam fühlte.