Nach dem Sieg von Donald Trump und der Kontrolle der Republikaner über den Senat und voraussichtlich auch das Repräsentantenhaus gibt es unter Experten unterschiedliche Meinungen über die wirtschaftlichen Folgen einer solch umfassenden „Clean Sweep“-Wahl. Am Tag nach der Wahl sind die Börsen in den USA jedenfalls deutlich gestiegen. Doch wie geht es weiter?
Dieser Wahlsieg ermöglicht es Trump, seine politischen Vorhaben – von Zöllen bis hin zu umfangreicheren fiskalischen Massnahmen und Einwanderungsbeschränkungen – schneller und gezielter umzusetzen. Die Experten von Pictet Asset Management gehen davon aus, dass diese Politik inflationäre Auswirkungen haben wird und die Handlungsspielräume der US-Notenbank Federal Reserve in Bezug auf Zinssenkungen einschränkt.
Politische Positionen und Implikationen
Trump beabsichtigt, Zölle auf Importgüter zu erheben, was nicht nur die Preise in den USA verteuern, sondern auch Handelsspannungen verschärfen könnte. Diese Zölle könnten gezielt gegen bestimmte Länder und Unternehmen eingesetzt werden, was zu Unsicherheiten bei internationalen Handelspartnern führen dürfte. Zudem hat Trump im Wahlkampf angekündigt, die Beziehungen zu NATO-Partnern neu zu gestalten und Lösungen für Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten anzustreben. Seine restriktiven Einwanderungspläne – unter anderem die Wiedereinführung strenger Grenzkontrollen und das Ende bestimmter Asylregelungen – könnten weitere Auswirkungen auf internationale Beziehungen haben.
Innenpolitik
In der Innenpolitik plant Trump, Unternehmenssteuern zu senken und hat sogar das Ende der Einkommenssteuer zugunsten von Zöllen ins Spiel gebracht. Weitere Steuererleichterungen wie der Verzicht auf Besteuerung von Überstunden oder Trinkgeldern sowie die Fortführung der Steuersenkungen von 2017 werden ebenfalls diskutiert. Trump hat allerdings betont, dass er keine Kürzungen im Medicare-Programm vornehmen will, was für viele ältere Amerikaner eine gewisse finanzielle Stabilität gewährleistet. Für die Umsetzung dieser Pläne ist jedoch eine republikanische Mehrheit im Kongress erforderlich, die nach den aktuellen Wahlergebnissen wahrscheinlich ist.
Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen
Experten sehen durch Trumps Wahl US-Aktien im Vorteil gegenüber internationalen Märkten. Unternehmen aus der Finanzbranche sowie kapitalstarke Konzerne könnten von der „America First“-Politik profitieren, da sie bei steigendem inländischen Wachstum eine bessere Ertragslage aufweisen dürften. Anlegern wird empfohlen, gezielt auf Unternehmen zu setzen, die von Trumps Wirtschaftspolitik und eventuellen Deregulierungen profitieren könnten.
Das Szenario einer „America First“-Politik und einer stärkeren Reflation könnte zu erhöhten Inflationserwartungen führen. Höhere Defizite und Zölle könnten das Preisniveau anheben und zu einer restriktiveren Zinspolitik der Federal Reserve führen, was die Renditen langfristiger Anleihen ansteigen lassen könnte. Die Märkte erwarten, dass eine solche Politik den Anleihemarkt beeinflusst und insbesondere die Risikoprämien für lange Laufzeiten anziehen lässt.
Das erwartete wirtschaftliche Wachstum und höhere Zinssätze in den USA sollten den US-Dollar unterstützen. In einem solchen Umfeld könnten der Schweizer Franken und Gold als sichere Häfen fungieren und eine verstärkte Nachfrage erfahren, besonders angesichts erhöhter Unsicherheiten und potenzieller geopolitischer Spannungen. Die Aufwertung des US-Dollars könnte auch Implikationen für Exportländer haben, die vom US-Markt abhängig sind.