Die Schweizer Nationalbank (SNB) tagt heute und Experten sind gespannt, ob eine weitere Zinssenkung beschlossen wird. Frederik Ducrozet, Leiter der makroökonomischen Forschung bei Pictet Wealth Management, hält eine Senkung des Leitzinses von 1,50% auf 1,25% für wahrscheinlich. Sollte die SNB heute noch nicht handeln, rechnet er spätestens im September mit diesem Schritt.
Ein Grund für die Erwartung einer Zinssenkung ist die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro um mehr als 4% seit Ende letzten Monats. Diese Entwicklung dürfte die SNB ebenso beunruhigen wie im März, als die Währungsaufwertung ein Hauptgrund für die damalige Zinssenkung war.
In ihrer Stellungnahme könnte die SNB explizit auf die jüngste Frankenaufwertung eingehen und möglicherweise eine aggressivere Haltung zu Devisenmarktinterventionen einnehmen. Die Inflation in der Schweiz blieb im Mai stabil bei 1,4%, wobei die Kerninflation mit 1,2% etwas schwächer als erwartet ausfiel. Die SNB dürfte eine lockerere Geldpolitik für gerechtfertigt halten, da die Inflation weiterhin deutlich unter 2% liegen wird.
Allerdings könnten die Risiken für die Inflation als ausgewogener wahrgenommen werden, was die SNB davon abhalten könnte, die Zinsen deutlich unter das neutrale Niveau zu senken. Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz wird für dieses Jahr mit 1,1% prognostiziert, nach 1,3% im Jahr 2023.