Chinesische Plattformen wie Temu, Shein und AliExpress haben in Europa enorm wachsende Nutzerzahlen. Der Grund dafür liegt nicht nur in der grossen Auswahl und den günstigen Preisen, sondern auch in der Tatsache, dass ein Grossteil der Produkte zollfrei nach Europa versendet wird. Dabei spielt der belgische Regionalflughafen Lüttich eine entscheidende Rolle als einer der grössten Luftfrachtumschlagplätze Europas.
Täglich treffen hier mehr als eine Million kleine Päckchen aus China ein, die anschliessend weiter nach Deutschland geschickt werden. Doch Kontrollstellen des belgischen Zolls haben nun aufgedeckt, wie asiatische Versender geschickt Zoll- und Steuerlücken ausnutzen. Durch Tricks wie falsche Wertangaben und getrennte Sendungen umgehen sie effektiv die Zahlung von Zollgebühren.
Um dennoch Umsatzsteuern in Europa zu bezahlen, nutzen chinesische Plattformen das sogenannte IOSS-Verfahren. Dabei handelt es sich um ein System, das es ihnen ermöglicht, die Umsatzsteuer für ihre Produkte zu entrichten. Allerdings wird die Umsetzung dieses Verfahrens von der Deutschen Steuer-Gewerkschaft kritisiert.
Das europäische Steuer- und Zoll-System erweist sich als anfällig für solche Ausnutzungen, was dazu führt, dass dem deutschen Staat Millionenbeträge entgehen. Allein im letzten Jahr zählte die EU-Kommission zwei Milliarden falsch deklarierte zollfreie Päckchen. Europäische Konkurrenten der chinesischen Online-Plattformen kritisieren den dadurch entstehenden unfaireren Wettbewerb.
Um diese Probleme anzugehen, plant die EU-Kommission eine Zollreform bis zum Jahr 2028. Diese soll dafür sorgen, dass das Steuer- und Zoll-System gerechter und weniger anfällig für Ausnutzungen wird. Es bleibt abzuwarten, ob diese Reform die gewünschten Effekte erzielen kann und den europäischen Unternehmen einen faireren Wettbewerb ermöglicht.