Der Gemeinderat von Ruggell begab sich gestern gemeinsam mit Cosmas Malin vom Verein LIGEN auf eine informative Exkursion zur «Calandawind»-Windkraftanlage in Haldenstein bei Chur. Die Reise bot Einblicke in die Projektplanung, Bauphase und umfangreiche Prüfungen, die die Betreiber, Josias Gasser und Jürg Michel, für die erfolgreiche Umsetzung durchführten. Dabei handelt es sich um das grösste Windrad in der Schweiz und das einzige in der Ostschweiz.
Die beiden Pioniere begannen ihre Windmessungen bereits 1998 und erkannten die ideale Lage in der Rheinebene. Das Projekt wurde 2008 gestartet und als Pilotprojekt innerhalb von sechs Jahren umgesetzt, wobei die Nähe zu einem vorhandenen Kieswerk die zügige Umsetzung begünstigte.
Der Ruggeller Gemeinderat, motiviert durch positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung, untersuchte nicht nur die technischen Aspekte, sondern auch die Auswirkungen auf die Umwelt. Trotz der Grösse des Windrads zeigte sich, dass es nahezu lautlos arbeitet. Die Betreiber betonten, dass der oft kritisierte Infraschallpegel nicht wahrnehmbar sei und sich nicht von anderen ländlichen Regionen unterscheide.
Ein zentraler Fokus lag auf dem Vogel- und Fledermausschutz, mit strengen Maßnahmen wie dem Abschalten des Windrads bei niedriger Wolkendecke oder zu bestimmten Zeiten und Windstärken zum Schutz der Tiere. Erfreulicherweise wurden bisher keine toten Tiere in der Nähe der Anlage gefunden.
Der Ruggeller Gemeinderat plant nun, ein mögliches erstes Windrad in Liechtenstein zu prüfen und sieht dies als Pionierprojekt mit zahlreichen Voraussetzungen. Hierbei sollen Machbarkeitsstudien für potenzielle Standorte in Ruggell, Abklärungen mit verschiedenen Ämtern und Stakeholdern sowie die Beteiligung von Fachexperten und Organisationen eine Rolle spielen. Die Kosten für diese Untersuchungen sollen Gemeinde Ruggell und der Liechtensteinische Kraftwerke (LKW) zu gleichen Teilen tragen.
Die Gemeinde setzt sich das ehrgeizige Ziel, sämtliche öffentlichen Liegenschaften selbstständig mit Energie zu versorgen. Als Ergänzung zu Photovoltaikanlagen sehen sie in Windkraftwerken eine Möglichkeit, auch nachts und im Winter Strom zu erzeugen, wenn der Energiebedarf am höchsten ist. Kritische Rückmeldungen aus der Bevölkerung werden ernst genommen und fliessen in die anstehenden Prüfungen ein.
Mit diesem Schritt zur höheren Eigenversorgung möchte die Gemeinde Ruggell einen Beitrag zur Bekämpfung der Energieknappheit und -abhängigkeit leisten und geht damit einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiger Energieversorgung.