Startseite Inland Zweiter Runde Tisch Gleichstellung: Fokus auf unbezahlte Care-Arbeit

Zweiter Runde Tisch Gleichstellung: Fokus auf unbezahlte Care-Arbeit

Lucia Lanfranconi
Mein-Nackenkissen Werbung

Gestern Abend fand im Technopark Vaduz der zweite Runde Tisch Gleichstellung in Liechtenstein statt, ein jährliches Netzwerktreffen von Nichtregierungsorganisationen und Fachstellen, das sich der Diskussion aktueller Gleichstellungsthemen widmet. Organisiert wurde dieses Treffen vom Verein für Menschenrechte, dem Frauennetz sowie dem Verein für Männerfragen. Unterstützt wurden sie dabei vom Fachbereich für Chancengleichheit und dem Liechtensteinischen ArbeitnehmerInnenverband (LANV) als Kooperationspartner.

In diesem Jahr stand der Runde Tisch im Zeichen der unbezahlten Care-Arbeit, einem zentralen, jedoch oft übersehenen Bereich der Gleichstellung. Die renommierte Professorin Lucia Lanfranconi und der Psychologe Markus Theunert vom Dachverband der progressiven Männerberatungsstellen teilten ihre Expertise in ihren Vorträgen. Insbesondere Professorin Lanfranconi beleuchtete die Definition und das Verständnis von Care-Arbeit. Sie präsentierte zudem die Ergebnisse des «Care-Barometers», einer Studie, die die Verteilung und das Ausmass der Care-Arbeit in der Schweiz aufzeigt.

Die Umfrage konzentrierte sich auf die Wahrnehmung der Gleichstellung in der Schweizer Bevölkerung, das Verhältnis zwischen Care-Arbeit und Erwerbsarbeit sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein bemerkenswertes Ergebnis war die unterschiedliche Einschätzung zwischen den Geschlechtern. Nur 5 Prozent der Frauen sind der Meinung, dass die Gleichstellung der Geschlechter in der Schweiz bereits erreicht ist, im Gegensatz zu 19 Prozent der Männer. Umgekehrt glauben 20 Prozent der Frauen, dass sie überhaupt nicht erreicht ist, während nur 10 Prozent der Männer dies denken.

Interessanterweise sehen Frauen in der Ostschweiz die Gleichstellung weniger kritisch als Männer. Lanfranconi vermutet, dass dies mit der etwas geringeren Erwerbsarbeit von Frauen in dieser Region zusammenhängt, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern könnte. Die Verteilung der unbezahlten Arbeit wird von Ostschweizerinnen als weniger fair wahrgenommen.

Die Umfrage ergab auch, dass sowohl Männer als auch Frauen 2022 mehr Zeit für Hausarbeit und Betreuungsaufgaben aufwenden als 1997. Dies, obwohl Männer der Studie zufolge fast 10 Stunden mehr pro Woche für diese Aufgaben einsetzen.

Eine genauere Analyse zeigt, dass Frauen insbesondere bei Pflege und Putzarbeiten einen deutlich höheren Anteil an der Arbeit übernehmen, während bei Reparaturen und Gartenarbeit das Verhältnis eher ausgeglichener wahrgenommen wird.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von 39 Prozent der Frauen als einfach angesehen, während nur 33 Prozent der Männer dieser Ansicht sind. Überraschend ist, dass jeder dritte Vater angibt, sein Pensum im Unternehmen reduzieren zu wollen.

Auf gesamtschweizerischer Ebene unterstützen die Befragten mehrheitlich eine bezahlte Elternzeit und das Recht auf Teilzeitarbeit. Die Ostschweizer setzen sich dabei stärker für einen längeren Mutterschutz und bezahlte Elternzeit ein. Es wurde jedoch festgestellt, dass viele mit der aktuellen Situation zufrieden sind, während 11 Prozent solche politischen Maßnahmen ablehnen.

Leider blieb die Frage nach der Finanzierung dieser Massnahmen unbeantwortet. Dies wird sicherlich ein zukünftiger Diskussionspunkt sein, während Liechtenstein weiterhin an der Förderung von Gleichstellung arbeitet.

Werbung im Landesspiegel

Kommentar Abgeben

1