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Freie Liste fordert Rückkehr zum Hausarztmodell

Die Freie Liste hat gestern ein Postulat zur Wiedereinführung des Hausarztmodells eingereicht. Bei einer Pressekonferenz stellte die Partei heute die Details vor. Das Modell soll die Grundversorgung sichern und eine wohnortnahe Betreuung ermöglichen.

Manuela Haldner-Schierscher und Benjamin Risch präsentierten das Postulat, das die Regierung auffordert, verschiedene Aspekte eines Hausarztmodells zu prüfen. Die Regierung soll untersuchen, ob und wie sich ein solches Modell in Liechtenstein umsetzen lässt. Als Vorbilder dienen die Schweiz und nordeuropäische Staaten wie Dänemark, Schweden und Finnland.

Das Postulat verlangt Klarheit über notwendige gesetzliche Anpassungen. Die Regierung soll prüfen, ob die aktuelle Bedarfsplanung und die OKP-Zulassungen ausreichen, um künftig genug Hausärzte zu haben. Zudem soll sie Massnahmen vorschlagen, die den Hausarztberuf attraktiver machen und den Nachwuchs fördern.

Koordination als Kernpunkt

Im Hausarztmodell fungieren Hausärzte als erste Anlaufstelle für gesundheitliche Fragen. Sie koordinieren Behandlungen, behalten den Überblick über Therapien und Untersuchungen und stellen die angemessene Betreuung sicher. Dies soll Doppeluntersuchungen und unkoordinierte Überweisungen reduzieren.

«Die Basis unserer Versorgung steht zunehmend unter Druck«, sagte Haldner-Schierscher. Nachwuchsmangel, überholte Bedarfsplanung und wachsende Anforderungen belasten das System. Ein Hausarztmodell könne die Qualität sichern und die Effizienz steigern.

Zweiter Anlauf nach früherem Scheitern

Liechtenstein führte im Jahr 2000 bereits ein Hausarztmodell ein. Nach nur vier Jahren schaffte es das Land wieder ab. Seitdem liegt das Thema brach. «Wir möchten an die Erfahrung anknüpfen und diesmal fundiert prüfen lassen«, erklärte Haldner-Schierscher.

Benjamin Risch betonte, die Freie Liste propagiere das Thema schon lange. Die Partei nutze nun die günstige Gelegenheit, da mehrere Parteien Interesse signalisiert hätten. Die VU hatte bereits eine Motion dazu eingebracht, die jedoch nicht durchkam.

Kostenfrage bleibt offen

Die Auswirkungen auf die Kosten bleiben umstritten. Risch räumte ein, dass niemand Kosteneinsparungen garantieren könne. Die Datenlage aus dem früheren Versuch sei unklar. Drei bis vier Jahre hätten nicht gereicht, um verlässliche Zahlen zu erheben. Das Modell ermögliche langfristig eine integrierte Versorgung, ohne das Budget zu belasten.

«Was man aber mit Gewissheit sagen kann, ist, dass nicht mehr Kosten entstehen werden»

Benjamin Risch

Wohnortnahe Betreuung im Fokus

Die Freie Liste betont die Bedeutung wohnortnaher Versorgung. Alle Einwohner sollen in ihrem Lebensumfeld eine medizinische Ansprechperson erreichen können. Für ältere oder chronisch kranke Menschen sei diese Kontinuität entscheidend für ihre Lebensqualität.

Das Modell soll keinen Zwang bedeuten. Wer in Eschen wohnt, müsse nicht zwingend einen Hausarzt in Eschen haben. Die Möglichkeit einer wohnortnahen Grundversorgung solle aber bestehen.

Überweisungspraxis noch ungeklärt

Auf die Frage, ob Patienten künftig immer erst zum Hausarzt müssen, bevor sie zum Facharzt gehen, antworteten die Abgeordneten ausweichend. Diese Details müsse man noch klären. Haldner-Schierscher verwies auf die Vertrauensfrage. Wenn Patienten ihrem Hausarzt zutrauten, Beschwerden richtig zu diagnostizieren und rechtzeitig zu überweisen, sei der Umweg kein Problem.

Hoffnung auf breite Unterstützung

Die Freie Liste hofft auf Zustimmung im Landtag. Die VU hatte das Hausarztmodell im Wahlkampf angesprochen, der Koalitionsvertrag erwähnt es ebenfalls. «Wir hoffen, dass die anderen mit dem, was sie in Aussicht gestellt haben, die Bereitschaft haben und dem Postulat eine Chance geben«, sagte Haldner-Schierscher.

Risch fügte hinzu, die Partei wolle das Thema nicht politisieren. Es gehe darum, gute Lösungen zu finden. Das Gesundheitswesen eigne sich nicht, um sich politisch zu profilieren. Die Kosten stiegen kontinuierlich, man müsse reagieren.

Das Postulat wird im Landtag voraussichtlich im Dezember behandelt.

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