Unter dem Titel „Trump, die USA – und Liechtenstein?“ lud die Jugendunion heute Abend zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, die aktuelle weltpolitische Entwicklungen in den Blick nahm – und deren Auswirkungen auf Liechtenstein. Über 140 Interessierte folgten der Einladung ins SAL.
Zu Beginn führte Prof. Christoph Frei, Politikwissenschaftler der HSG, in einem engagierten Vortrag durch über ein Jahrhundert internationaler Machtverschiebungen. Frei zeichnete ein eindrückliches Bild davon, wie sich die westliche Weltordnung vom britischen Empire über die US-geführte Nachkriegsordnung bis zur heutigen multipolaren Welt entwickelt hat.
„Donald Trump ist weniger die Ursache als das Symptom einer gesellschaftlichen und politischen Entwicklung“, so Frei. Er verwies auf den wachsenden Nationalismus in vielen westlichen Staaten und erinnerte daran, dass Kleinstaaten wie die Schweiz und Liechtenstein ihre Stabilität wesentlich der liberalen, von den USA geprägten Weltordnung verdanken. „Seit 1945 war das für kleine Länder die beste Zeit ihrer Geschichte“, bilanzierte Frei. Doch die Entwicklungen der letzten Jahre hätten vieles verändert. Insbesondere auch in China und in den Ländern des globalen Südens. Eine Entwicklung, die viele in der westlichen Welt nicht wahrhaben wollen, denn man hat nach wie vor das Gefühl, überlegen zu sein.

«Was heute im globalen Süden abgeht, ist etwas, das viele von uns schlicht nicht realisieren wollen.»
Christoph Frei
Im Anschluss diskutierten S.D. Prinz Michael von Liechtenstein, Esther Schindler vom Amt für auswärtige Angelegenheiten und Dr. Maximilian Rüdisser, Geschäftsführer der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer, über geopolitische, sicherheitspolitische und wirtschaftliche Aspekte. Esther Schindler unterstrich die Notwendigkeit, internationale Zusammenarbeit und Rechtsstaatlichkeit zu stärken. Als kleiner Staat profitiere Liechtenstein von stabilen multilateralen Strukturen, sagte sie.
Prinz Michael betonte, dass Europa seine Hausaufgaben machen müsse. Dazu gehöre der Aufbau einer europäischen Verteidigung. Er erinnerte daran, dass Europa das im vergangenen Jahrhundert besser konnte und früher in vielen Bereichen besser aufgestellt war. Das
«Europa braucht ein gesundes Selbstbewusstsein»
Prinz Michael von und zu Liechtenstein
Rüdisser lenkte den Blick auf die Wirtschaft. Die USA seien für Liechtensteins exportorientierte Industrie einer der wichtigsten Märkte – doch die Unsicherheiten seien gross. Zollpolitik, Währungsschwankungen und Energiepreise setze viele Unternehmen unter Druck, erklärte er.
«Finale Entscheidungen zu treffen, unter sich potenziell verändernden Rahmenbedingungen, ist extrem schwierig.»
Maximilian Rüdisser
Für die exportorientierte liechtensteinische Industrie bleibe die USA trotz allem ein zentraler Markt, erklärte Rüdisser, doch die Unsicherheiten – von der Zollpolitik bis zur Wechselkursentwicklung – stellten Unternehmen zunehmend vor strategische Herausforderungen.
Die Diskussion zeigte deutlich, wie eng die politischen Entwicklungen in den USA auch die Wirtschafts- und Sicherheitslage Europas und Liechtensteins beeinflussen. Trotz aller Herausforderungen überwog am Ende der Abend die Zuversicht, dass sich kleine Staaten mit Diplomatie, Innovationskraft und Vernetzung behaupten können.
Beim anschliessenden Apéro nutzten viele Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, das Gehörte weiter zu diskutieren – ganz im Sinne einer lebendigen politischen Kultur.
