An VU Parteipräsident Thomas Zwiefelhofer
Sehr geehrter Herr Zwiefelhofer,
es ist immer wieder rührend, wenn sich Vertreter der VU voller Stolz selbst auf die Schulter klopfen. Offenbar bleibt der Selbstbeweihräucherung derzeit nur wenig Konkurrenz, denn Ihr eigentliches Problem scheint ja nicht die eigene Leistung zu sein, sondern dass es überhaupt eine Opposition gibt, die diesen Namen verdient.
Wenn DpL-Abgeordnete Dinge sagen, die Sie nicht mögen, sprechen Sie von „rechtspopulistischen Phrasen“. Das ist ein hübsches Etikett, das alles und nichts bedeuten kann – aber es lenkt natürlich geschickt davon ab, dass es sich dabei vielleicht einfach um unbequeme Wahrheiten handeln könnte. Einen DpL-Landtagsabgeordneten als Rechtspopulist zu bezeichnen, der „fast darum bettelt auf Liechtenstein zu schiessen“, nur weil er etwas kritisch hinterfragt, ist schon eine Leistung. Fast so, als sei freies Denken für Sie ein gefährliches Virus, das man mit politischer Desinfektion bekämpfen muss.
Und dann die grosse Empörung über den DpL-Landtagsabgeordneten, der es gewagt hat, die Heilige Kuh „Klimaschutzpolitik“ zu kritisieren. Vielleicht schaffen Sie demnächst ein Wahrheitsministerium für (VU-) korrekte Gedanken – der Meinungsvielfalt zuliebe, versteht sich.
Es ist faszinierend: Ihre Partei gibt sich offen und tolerant. „Metanand“ halt. Zumindest solange niemand widerspricht. Sobald Argumente auftauchen, die nicht ins VU-Leitbild passen, ist es damit schnell vorbei. Dann wird aus dem seriösen Diskurs ganz schnell eine Schlammschlacht mit dem moralischen Zeigefinger.
Vielleicht wäre es klüger, sich weniger über die Opposition zu ärgern und stattdessen dafür zu sorgen, dass man Sie in Zukunft nicht nur an hohlen Floskeln, sondern auch an Taten misst. Denn falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Die Bevölkerung erkennt sehr wohl den Unterschied zwischen ehrlichem Engagement und politischem Theater.
Jürgen Schädler, Wangerbergstrasse 20, 9497 Triesenberg
