Der Bodensee steht unter Druck. Zwar hatten die ungewöhnlich niedrigen Wasserstände im Frühling keine akuten Folgen für die Natur, doch Experten schlagen Alarm: Der Klimawandel verändert den Wasserhaushalt des Sees messbar. Zu diesem Schluss kam die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) bei ihrer diesjährigen Sitzung in Heiden (CH).
Die Kommission beobachtet, dass die sommerlichen Hochwasserstände seit Jahrzehnten sinken. Vergleicht man die Zeiträume 1961–1990 und 1991–2023, ist der Sommerpegel im Schnitt um 40 Zentimeter gefallen. Im Winter dagegen steigen die Werte leicht. Ursache sind veränderte Niederschlagsmuster, schmelzende Gletscher und die Umverteilung von Wasser durch Speicherbecken der Wasserkraft.
Rund 200 Zuflüsse versorgen den Bodensee. Der Alpenrhein allein bringt etwa zwei Drittel des Wassers. Doch wie viel im See ankommt, hängt stark vom Wetter ab – vor allem vom Schnee im Winter und Regen im Frühling. Der Abfluss über den Seerhein bleibt dagegen vergleichsweise konstant, da der See kaum reguliert wird.
Anfang April erreichte der Wasserstand beinahe einen Rekordtiefstand für diese Jahreszeit. Doch Regen in den Wochen danach sorgte für Entspannung. Aktuell liegt der Pegel bei 313 Zentimetern (Bregenz) – 34 Zentimeter über dem bisherigen Tiefstwert für dieses Datum.
Ein neues Forschungsprojekt namens SeeWandelKlima soll helfen. Ziel ist es, Vorhersagen zu treffen: Welche Folgen hat der Klimawandel auf das Ökosystem? Wie wirken sich invasive Arten wie die Quagga-Muschel aus? Diese Muschel breitet sich rasant aus – teils mit über 10.000 Exemplaren pro Quadratmeter. Ihre Auswirkungen sind noch unklar. Die IGKB fordert deshalb strenge Reinigungsmassnahmen für Boote, um ein Einschleppen in andere Seen zu verhindern.
Die IGKB besteht seit 1959. Sie wurde gegründet, um den Bodensee als Naturparadies zu bewahren. Die Mitgliedsländer arbeiten eng zusammen, unterstützen Forschung und geben Empfehlungen zum Gewässerschutz. Die diesjährige Tagung zeigt: Der See bleibt stabil – noch. Doch das Klima verändert seine Regeln. Und wer den Bodensee schützen will, muss verstehen, wie er sich wandelt.