Startseite Inland 100 Tage im Amt: Einblick in die Arbeit des Stiftungsratspräsidenten des Landesspitals

100 Tage im Amt: Einblick in die Arbeit des Stiftungsratspräsidenten des Landesspitals

Patrick Oehri
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Seit einhundert Tagen hat Patrik Oehri das Amt des Stiftungsratspräsidenten am Landesspital Liechtenstein inne. In einem kürzlich geführten Interview gab er Einblicke in seine ersten Monate und die Herausforderungen, denen er bisher gegenüberstand.

Eine der ersten Aufgaben in den ersten 100 Tagen war es, sich mit dem Betrieb des Spitals vertraut zu machen, die Abläufe zu verstehen und sich mit den relevanten Gremien und Akteuren vertraut zu machen. „Die Zusammenarbeit im Spital ist sehr positiv. Dazu trägt die offene Diskussionskultur im Stiftungsrat und mit der Spitalleitung bei.“, so Oehri. Auch die Zusammenarbeit mit Gesundheitsminister Manuel Frick und anderen politischen Akteuren funktioniere sehr gut.

Thematisch dominierte der geplante Neubau des Landesspitals. Oehri äusserte sich zuversichtlich und hoffnungsvoll zum Ausgang der Abstimmung für den Nachtragskredit. Am Leistungsauftrag des Spitals und der Definition der benötigten Räume habe sich seit der Abstimmung im Jahr 2019 nichts geändert. „Damals hat die Bevölkerung mit grosser Mehrheit für den Neubau gestimmt.“

Was sich geändert hat, sei, dass man den aktuellen Entwicklungen Rechnung getragen habe. Dazu gehöre der Trend von mehr ambulant und weniger stationär. Auch die Erkenntnisse aus der Pandemie seien berücksichtigt worden. Das spricht für Oehri für den Neubau. Weiter hat sich nichts daran geändert, dass die aktuelle Infrastruktur in vielen Bereichen längst nicht mehr den Anforderungen entspricht. Zum Beispiel sind die Deckenhöhen im Operationssaal zur Installation moderner Technik viel zu gering oder die Anordnung von Tagesklinik und Operationsbereich ist für den ambulanten Betrieb mit dem nötigen effizienten Ablauf nicht wie benötigt. Ein Ersatz der technischen Installationen und die nötige Renovation und Sanierung des Gebäudes würden sehr viel Geld kosten und das Spital in eine Baustelle verwandeln.

Die heutigen Behandlungsformen bewirken, dass die Aufenthaltszeiten zunehmend verkürzt werden können. Dies und ein in Zukunft höheres Infektionsaufkommen mit «Pandemieeffekt» führen dazu, dass der Spitalsbetrieb flexiblere stationäre Einheiten benötigt.

 „Man hat ein gutes und vernünftiges Spital konzipiert, das nicht übertrieben ist.“

Patrik Oehri

Bei einer Ablehnung des Ergänzungskredits müsse entschieden werden, wie es weiter geht. Die Kern-Sanierung des bestehenden Gebäudes würde jedenfalls auch erhebliche Kosten verursachen. Das Landesspital würde sich in eine kostenintensive Dauerbaustelle verwandeln. D.h. Lärmbelästigungen für Patienten sowie Mitarbeiter, temporäre Teil- oder Komplettschliessungen bzw. die Auslagerung in kostenintensive und aufwändige Provisorien würden nötig. Es würden vorübergehend Leistungskürzungen sowie grössere Wartezeiten entstehen.

Wichtiger erscheint mir aber schon der Aspekt des negativen Signals an die Fachkräfte im Landesspital. Mit einer Ablehnung zu diesem wichtigen Entwicklungsprojekt stellt sich schnell für umkämpfte Fachkräfte die Frage des nachhaltigen Arbeitsplatzes. Wenn Bewerber sich für andere Arbeitgeber entscheiden, leidet die Gesundheitsversorgung Liechtenstein als Ganzes, denn die Qualität vor Ort würde schnell schwinden und auch die Ausbildungsplätze würden damit verloren gehen.

Die Spitallandschaft verändert sich

In der Region gibt es grössere Veränderungen in der Spitallandschaft. Das sei auf die gemeinsame Spitalplanung in der Ostschweiz zurückzuführen, so Oehri.  Das Spital Altstätten wird geschlossen, das Spital Walenstadt wurde vom Kantonsspital Graubünden übernommen, Das Spital Grabs wird zusätzliche Betten aufbauen. „Das Ganze ist finanziell getrieben“, sagte er dazu.

Durch neue medizinische Möglichkeiten, schneller wandelnde Technologien, Fachkräftemangel, der Anspruch der Gesellschaft an das Gesundheitssystem, usw. steigen die Gesundheitskosten stetig. Gleichzeitig ist zudem festzuhalten, dass ein Spital eigentlich kein gewinnorientiertes Unternehmen sein müsste, sondern eine gesellschaftliche Anforderung zu erfüllen hat. Dennoch muss es in der Lage sein, zu investieren, um die Qualität jederzeit zu gewährleisten und die Marktbedürfnisse zu decken.

Ein wichtiger Faktor spielen dabei sich ergänzende Kooperationen. Das Landesspital pflegt eine langjährige und enge Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Graubünden (KSGR) sowie mit Beleg- und Konsiliarärzten. Es besteht auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Regionalspital Grabs.

Das Landesspital Liechtenstein kann rund 90 % der Patienten sind in der Grundversorgung selbst behandeln und vollständig versorgen. Bei den übrigen rund 10 % der Patienten ist ein sogenanntes HSM-Spital, d.h. die hochspezialisierte Medizin notwendig. Dies ist entweder das Kantonsspital Graubünden oder das Kantonsspital St. Gallen.

Man muss ein attraktiver Arbeitgeber sein

Eine weitere Herausforderung, die diskutiert wurde, war die Personalsituation im Gesundheitswesen, insbesondere im Hinblick auf die Rekrutierung von Fachkräften. Oehri sprach über die Notwendigkeit, das Spital als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren, sowohl finanziell als auch durch flexible Arbeitsmodelle.

Das Landesspital bietet flexible Arbeitsmodelle wie beispielsweise Teilzeit- und Homeoffice, frühzeitige Dienstplanung, usw. und engagiert sich zudem, jungen Menschen eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen. Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels ist es umso wichtiger, solche Möglichkeiten weiter auszubauen, damit auch in Zukunft bestens geschultes Fachpersonal im Spital arbeiten wird. Im Jahr 2023 waren insgesamt 77 Auszubildende in Phasen am Landesspital tätig.

Optimistischer Ausblick

Abgesehen vom Neubau des Spitals war die Einführung von Informationssystemen und die Digitalisierung von Prozessen im Spitalbetrieb eine wichtige Agenda für Oehri. Digitale Transformation wurde vor einigen Jahren in der Unternehmensstrategie als strategischer Schwerpunkt aufgenommen, und es wurden diverse Projekte daraus zur Umsetzung abgeleitet. So wurde mit dem Grossprojekt zur Einführung des neuen Klinikinformationssystems ein entscheidender Schritt zum papierlosen Spital eingeleitet.

Während weiterhin Diskussionen über den Spitalneubau geführt werden, bleibt Oehri optimistisch und engagiert sich für die bestmögliche Patientenversorgung und die Zukunft des Spitals. „Wir pflegen einen aktiven Dialog. Bis zur Abstimmung werden verschiedene informative Massnahmen realisiert, um offene Fragen zu beantworten und der Wählerschaft eine gute Entscheidungsgrundlage zur Verfügung zu stellen.“

Dornröschen

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