Die Solargenossenschaft Liechtenstein hat am Mittwochabend zu einem Infoanlass in den Vaduzer Rathaussaal eingeladen. Das Interesse war deutlich grösser als erwartet: Rund 150 Personen drängten sich in den Saal, zusätzliche Stühle mussten her, einige Gäste blieben stehen. Eigentümerinnen, Unternehmen und viele Energieinteressierte wollten wissen, wie sich Photovoltaikanlagen heute rentabel betreiben lassen.
Unter dem Titel Sonnenstrom clever nutzen – so rentiert Ihre PV-Anlage wirklich boten Fachleute aus Verwaltung, Energiewirtschaft und Installationsbetrieben einen kompakten Überblick über Förderungen, Eigenverbrauch, Speichertechnologien und neue Modelle gemeinschaftlicher Energienutzung.
Förderungen und Lebensdauer moderner Anlagen
Zum Auftakt sprach Jürg Senn, Leiter der Energiefachstelle des Landes. Er erläuterte die aktuelle Förderlandschaft und wies auf die Bedeutung einer klugen Speicherstrategie hin. Besonders aufmerksam verfolgte das Publikum seine Informationen zur Lebensdauer älterer Module: Kürzlich liess die Fachstelle 35 Jahre alte Kunststoffmodule testen. Sie liefern gemäss Senn noch immer Strom. Für ihn ein Hinweis darauf, «dass moderne Systeme langfristig funktionieren».
Senn zeigte ausserdem Zahlen zum Stromverbrauch im Land. Laut Monitoringbericht stagniert dieser seit Jahren, obwohl Wärmepumpen und Elektromobilität zunehmen. Effizienzgewinne kompensieren den Mehrbedarf. Auch die Ziele der Energiestrategie seien momentan erfüllt. Bei den Förderbeiträgen erinnerte Senn daran, dass Gesuche zwingend vor Baubeginn eingereicht werden müssen.
Eigenverbrauch steigern – Praxisbeispiele aus dem Alltag
Anschliessend zeigten Gerold Büchel und Ralph Oehri, wie sich der Eigenverbrauch im Haushalt oder im Betrieb erhöhen lässt. Beide Unternehmen gehören zu den frühesten Anbietern im Land.
Die Referenten präsentierten Ertragskurven realer Anlagen und erklärten, wie sich Lastspitzen verschieben lassen. Viele Besitzerinnen und Besitzer würden beim ersten Blick auf ihre Verbrauchsgrafik überrascht feststellen, wie viel Strom nachts oder frühmorgens unnötig läuft. Wer Geräte auf den Mittag verlegt oder smarte Steuerungen nutzt, senkt seine Abhängigkeit vom Netz deutlich.
Mit Beispielrechnungen zeigten Büchel und Oehri, wie sich Amortisationszeiten verändern, wenn Speicher eingebunden oder Wärmepumpen und Elektromobilität gezielt abgestimmt werden. Auch die künftige Entwicklung sprach das Duo an – etwa das bidirektionale Laden, bei dem Elektroautos als flexible Speicher dienen.
Energiegemeinschaften im Fokus
Zum Schluss stellte Christoph Niederdorfer von den Liechtensteinischen Kraftwerken das Konzept der Energiegemeinschaften vor. Mehrere Beteiligte nutzen dabei lokal erzeugten Strom gemeinsam. Das stärkt die Unabhängigkeit, senkt Kosten und fördert den regionalen Ausbau. Niederdorfer erläuterte, welche Modelle sich im Ausland bereits bewährt haben und wie der Einstieg in Liechtenstein geplant ist.
Grosses Interesse, viele Gespräche
Nach den Vorträgen nutzte das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich direkt mit den Fachleuten auszutauschen. Die Gespräche zeigten, wie stark das Thema Photovoltaik im Land bewegt. Viele Besucherinnen und Besucher wollten konkrete Tipps für den eigenen Haushalt oder den Betrieb mitnehmen.
Der Abend bot fundierte Informationen und einen klaren Blick darauf, wie sich Solarstrom heute effizient und wirtschaftlich nutzen lässt – im Einfamilienhaus ebenso wie im Gewerbe oder in künftigen Energiegemeinschaften.
