Unter dem Titel «Brennpunkt Demokratie» lud die Stein Egerta am Donnerstagabend zu einer lebhaften Diskussionsrunde. Im Zentrum stand die Frage: Wie steht es um die Demokratie in Liechtenstein – und welche Rolle spielen Medien und Parteien dabei?
Wilfried Marxer vom Liechtenstein Institut führte durch einen Streifzug der liechtensteinischen Parteiengeschichte. Er erinnerte daran, dass die ersten Parteien im Land erst 1918 entstanden. «Das Funktionieren der Demokratie setzt den informierten Bürger voraus», sagte Marxer. Marxer lenkte den Blick auch auf die Medienlandschaft. Bis in die 1970er-Jahre dominierte das Volksblatt die Auflagenzahlen. Später zog das Liechtensteiner Vaterland vorbei. Heute kämpfen beide – wie viele Printmedien – mit sinkenden Abozahlen. «Junge Menschen lesen kaum noch Zeitung. Sie informieren sich digital, oft kostenlos», so Marxer. Das habe Folgen für die Qualität der öffentlichen Debatte.
In der anschliessenden Diskussion zeigte sich, wie emotional das Thema Medienvielfalt geworden ist. Der Vaterland-Journalist David Sele liess nichts unversucht, um alle Medien ausser dem Vaduzer Medienhaus in ein schlechtes Licht zu rücken: «Wir haben einen Haufen Medien, die irgendwas produzieren, aber keinen Journalismus«. In der täglichen Arbeit vermisst er einen starken Mitbewerber. «Was fehlt, ist die journalistische Konkurrenz«, so Sele.
Gekonnt schaffen es Medienprofis, Aussagen in eine bestimmte Richtung darzustellen, ohne eine konkrete Aussage. So sagte Marxer «Ein Medium muss nicht einfach nur Copy-Paste Pressemeldungen veröffentlichen, sondern auch journalistische Kapazitäten haben» und gleich im nächsten Satz: «Wir haben so ein Online-Medium, den Landesspiegel.li «. Natürlich sagt er nicht, dass der Landesspiegel nur Copy-Paste Pressemeldungen veröffentlicht. Dennoch kann durch so einen Konnex durchaus der Eindruck gewonnen werden – Das nennt sich Framing. Ein anderes Beispiel dafür ist die Aussage von David Sele, «1FL TV wird immer gelobt, die sind nur zu zweit – jetzt zweieinhalb.» Ja, man kann sagen, er gibt nur wieder was ‚Leute sagen‘, dennoch bleibt die Gefahr, dass Leute das glauben.
Einzelne Vertreter forderten mehr Mut zur Innovation. Man müsse digitale Angebote schaffen, die junge Menschen erreichen, hiess es. Nur so könne Journalismus glaubwürdig bleiben und seine gesellschaftliche Aufgabe erfüllen. Doris Quaderer wandte ein und machte deutlich, dass echter Qualitätsjournalismus nur dann möglich sei, wenn mindestens fünf Personen in einer Redaktion tätig sind. Dies sei aktuell bei keinem Medium ausserhalb des Medienhauses der Fall. Hier brachte Sele einen Gegenpunkt, indem er meinte, drei Praktikanten könnten mehr Output generieren als, aber, doch nicht qualitativ. Auch bekräftigte er in seinem Schlusswort, dass er die anderen Medien nicht als ebenbürtige Mitbewerber ansieht: «Vom Vaduzer Medienhaus hängt alles ab. Man kann sich nur auf das Vaduzer Medienhaus verlassen«, sagte Sele, wobei er ergänzte, dass er das nicht gut findet und sich einen starken Mitbewerber wünsche.
Einig waren sich die Teilnehmer, dass kritischer Journalismus für eine funktionierende Demokratie unverzichtbar sei. Schade, dass von den Veranstaltern kein Vertreter von 1FL TV, Lie-Zeit oder dem Landesspiegel – oder vielleicht eines ausländischen Mediums auf das Podium eingeladen wurde. Den Schlussspunkt der Diskussion, die insgesamt einseitig blieb, bildeten Statements, die erneut in die gleiche Kerbe schlugen. Eine Lösung, wie die Medienlandschaft gestärkt werden könnte, konnte aber keiner der Podiumsteilnehmer anbieten.