Startseite Gesellschaft Mouth Taping: Mehr Risiko als Erholung?

Mouth Taping: Mehr Risiko als Erholung?

Ein neuer Trend sorgt für Aufsehen in den sozialen Medien: „Mouth Taping“. Dabei kleben sich Menschen nachts den Mund zu, um gezielt durch die Nase zu atmen. Das soll den Schlaf verbessern, das Schnarchen mindern und die Energie am nächsten Tag steigern. Doch was als einfache Lösung daherkommt, birgt ernsthafte Risiken – und stützt sich auf kaum belastbare Fakten.

Befürworter schwärmen von tieferem Schlaf, besserer Sauerstoffversorgung und erholtem Aufwachen. Sie stützen sich dabei meist auf persönliche Erfahrungen oder vereinzelte Bücher und Podcasts. Doch wissenschaftlich lässt sich dieser Nutzen bislang nicht belegen. Es fehlen fundierte Studien mit klaren Ergebnissen. Aussagen zur Wirksamkeit beruhen oft auf subjektiven Eindrücken – nicht auf überprüfbaren Daten.

Dafür sind die möglichen Gefahren umso realer. Wer unter einer verstopften Nase, chronischen Atemwegserkrankungen oder Schlafapnoe leidet, setzt sich beim Mouth Taping einem unnötigen Risiko aus. Die erzwungene Nasenatmung kann in solchen Fällen die Sauerstoffzufuhr einschränken. Im schlimmsten Fall drohen nächtliche Atemaussetzer. Auch Menschen, die unbemerkt durch den Mund atmen müssen, etwa bei Allergien oder Erkältungen, gefährden sich durch das Pflaster.

Hinzu kommt: Nicht jedes Pflaster eignet sich für die empfindliche Gesichtshaut. Handelsübliches Klebeband kann Hautreizungen, Ausschläge oder gar Verletzungen verursachen. Spezielle Tapes sind zwar hautfreundlicher, aber nicht frei von Nebenwirkungen. Manche Nutzer berichten von Engegefühlen, Panikattacken oder gestörtem Schlaf durch das Gefühl des „Versiegeltseins“.

Zudem geht Mouth Taping am eigentlichen Problem vorbei. Wer nachts dauerhaft durch den Mund atmet, sollte die Ursache ärztlich abklären lassen – etwa anatomische Engstellen, Allergien oder eine schiefe Nasenscheidewand. Ein Pflaster kann solche Beschwerden nicht lösen, sondern höchstens kurzfristig überdecken.

Fazit: Mouth Taping mag einfach wirken, ist aber nicht harmlos. Die versprochenen Vorteile sind bisher nicht wissenschaftlich belegt. Die Risiken sind hingegen real – vor allem für Menschen mit Atemproblemen. Wer besser schlafen will, sollte auf bewährte Methoden setzen: frische Luft, feste Schlafzeiten und ärztlichen Rat bei Beschwerden. Ein Pflaster auf dem Mund ist selten die Lösung.

werbung_3
1