Heute wird in den USA nicht nur ein neuer Präsident gewählt. Von den Kongresswahlen hat man in europäischen Medien vielleicht am Rande noch etwas gehört. Daneben wird in zahlreichen Bundesstaaten Abstimmungen und Wahlen statt. Einige Staaten stimmen über Abtreibungsgesetze ab, andere wählen Sheriffs und andere Behörden. Eine davon ist die Texas Railroad Commission.
Die Texas Railroad Commission hat, entgegen ihres Namens, nichts mit Eisenbahnen zu tun. Sie ist die Regulierungsbehörde für die Öl- und Gasindustrie in Texas. Diese Behörde spielt eine zentrale Rolle in der Überwachung und Regulierung von Aktivitäten, die erhebliche Auswirkungen auf Umwelt, Wasser und Luft haben.
In Houston hatten wir die Gelegenheit, mit einer der fünf Kandidaten für einen der drei mit USD 140’000 pro Jahr dotierten Sitzen zu sprechen. Katherine Culbert tritt als Kandidatin der Demokraten. Als Motivation für ihre Kandidatur nennt Culbert erhebliche Mängel, die sie in der Arbeit der Kommission sieht, insbesondere in ihrer Transparenz und Effektivität. Die Behörde trifft sich lediglich einmal im Monat für etwa eine halbe Stunde, um Entscheidungen zu treffen, die dann oft ohne Diskussion im Rahmen einer sogenannten „Consent Agenda“ pauschal verabschiedet werden. Dies bedeutet, dass selbst Interessierte kaum nachvollziehen können, was während der Sitzungen geschieht oder wie Entscheidungen zustande kommen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende Sprachgerechtigkeit. Culbert betont, dass Texas ein sehr vielfältiger Bundesstaat ist, in dem viele verschiedene Sprachen gesprochen werden. Dennoch veröffentlicht die Railroad Commission fast alle ihre Dokumente ausschliesslich auf Englisch. Dies führt dazu, dass viele Gemeinschaften, die von den Entscheidungen betroffen sind, nicht ausreichend informiert sind und sich nicht einbringen können.
Ein bedeutendes Anliegen für Culbert ist auch der Schutz der Umwelt. Sie macht auf die zunehmenden Erdbeben in Westtexas aufmerksam, die durch die Einleitung von kontaminiertem Wasser in den Untergrund beim Fracking entstehen. Diese Praxis führt nicht nur zu seismischen Aktivitäten, sondern birgt auch Risiken für das Grundwasser und die dortigen Aquifere.
Culbert spürt, dass es in Texas einen politischen Wandel gibt. Auf ihren Reisen durch den Staat bemerkt sie eine zunehmende Unterstützung für die Demokraten und sieht die Möglichkeit, erstmals eine demokratische Stimme in die Kommission zu bringen, wenn es gelingt, die Wähler zur Abstimmung zu motivieren. Sie möchte eine verantwortungsvollere und transparentere Regulierung einführen, um sicherzustellen, dass die Öl- und Gasindustrie zur Rechenschaft gezogen wird und die Gesundheit sowie das Wohl der texanischen Bevölkerung besser geschützt werden.